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[[Datei:Centurion Logo.svg|rechts|250px|Centurion Marken-Logo]]'''Centurion''' ist ein deutscher Fahrradhersteller. Die Firma wurde 1976 im schwäbischen [[Magstadt]] im [[Landkreis Böblingen]] gegründet. Sie führt eine komplette Produktpalette mit Schwerpunkten auf hochwertigen [[Mountainbike]]s und [[Trekkingrad|Trekking BikesTrekkingrädern]] sowie Renn- und [[Triathlon]]-Maschinenrädern. Außerdem ist eine Linie werden [[ElektroradElektrofahrrad|E-BikesElektrofahrräder]] mit deutscher Antriebstechnik im Programmangeboten. [[Datei:RZ CENTURION Wortbildmarke zentriert RBG Black-Red.png|thumb|Centurion Marken-Logo]]
Heute ist das Unternehmen international aufgestellt und exportiert in die Be-Ne-Lux[[Benelux]]-Länder, nach Polen, Österreich und Norwegen, in die Schweiz und nach Japan.
== Firmengeschichte ==
=== 1976–1979 ===
Wolfgang Renner eröffnet in Magstadt einen Vertrieb importierter Rennrahmen und Komponenten. Nach dem Tod des Schwiegervaters hatte der damals 28-Jährige mit Studienabschlüssen Studiengängen in Elektrotechnik und BWL bei dessen Unternehmen Nowack KG den vakanten Posten des Firmenchefs übernommen. Mit seinerzeit bis zu 90 Mitarbeitern wurden dort lederne Uhrarmbänder produziert. [[Datei:Portrait Wolfgang Renner.jpg|thumb|Centurion-Gründer Wolfgang Renner]]
Wolfgang Renner war bis zu einem schweren Autounfall ein erfolgreicher Radamateur gewesen. [[Datei:Radcross.jpg|thumb|In seiner Jugend zählte Centurion-Chef Wolfgang Renner zu den stärksten deutschen Querfeldeinfahrern, 1972 wurde er in Prag sogar Dritter der WM.]] Den Leistungssport musste er danach aufgeben. Um dem Radsport dennoch verbunden zu bleiben, gliedert er der Nowack KG 1976 seinen Fahrradvertrieb an. Ekkehard Teichreber, ein ehemaliger Kollege aus der Nationalmannschaft, hatte die Verbindung zum Fahrrad- und Fahrradteileimporteur Messingschlager hergestellt. Zunächst bringt er Centurion-Rahmen aus japanischer Fertigung sowie Zubehör der Marken [[Suntour]], Sakae und Sugino nach Deutschland.
1979 kommt mit dem [[BMX]]-Fahrrad eine neue Fahrradgattung aus den [[USA]] nach Europa: [[BMX]]. Mit seinen Kontakten zum [[Bund deutscher Deutscher Radfahrer ]] bewirkt Wolfgang Renner die Aufnahme von BMX ins sportive Angebot des Zentralverbandes. Allerdings muss er sich im Gegenzug bis auf weiteres als ehrenamtlicher BMX-Fachwart zur Verfügung stellen und trägt damit erheblich dazu bei, die junge Radsportdisziplin zu etablieren, indem er sich etwa für die Schaffung geeigneter Parcours, eines Reglements, für Trainingsangebote und Rennen engagiert.
=== 1980–1989 ===
Auf einer Fahrrad-Messe in den USA entdeckt Wolfgang Renner 1980 erste Prototypen des Mountainbikes. Wieder zu Hause, zeichnete er einen Rahmen, wie er ihn sich für extreme Geländetouren vorstellt, und bestückt ihn mit dem gerade erst konzipierten Mountainbike-Zubehör seiner japanischen Lieferanten. 1982 präsentiert er auf der Internationalen Fahrrad- und Motorrad-Ausstellung [[IFMA]] in Köln unter dem Namen Centurion „Country“ das erste echte deutsche Mountainbike.
Zwei Jahre später wird auf der IFMA das Centurion Accordo GT als erstes Trekking Bike Trekkingfahrrad der Welt ausgestellt. Es ist eine alltagstauglichere Version des Mountainbikes, das größere 28“-Räder, etwas schmalere Reifen und Möglichkeiten zur Montage diverser Zubehörteile wie Gepäckträger, Schutzbleche und Beleuchtungsanlagen bietet. Es dauert ein paar Jahre, bis sich das GT-Modell am Markt durchsetzt, doch dann wird die Accordo-Serie bei Centurion zum Dauerläufer. Erst 2010 tauft man das aktuelle Trekking BikeTrekkingfahrrad-Angebot der Marke in „Cross Line“ um.
1987 wird Centurion General-Importeur Generalimporteur für die bei Brüssel gebauten Rennräder der Marke [[Eddy Merckx]].
=== 1990–1999 ===
Der Radbereich wird aus der Nowack KG ausgegliedert und damit eigenständig. Das neue Unternehmen erhält den Namen ''Centurion Renner KG''. Der Nachfrage folgend werden ab sofort auch [[Shimano]]-Komponenten ins Programm genommen.
Auf der jungen Fahrrad-Messe Fahrradmesse [[Eurobike]] zeigt Centurion 1993 ein BikeFahrrad, das mit wenigen Handgriffen vom Alltagsrad zu einem Trekking- oder Mountainbike umzubauen ist. Die Jury des European Bicycle Contest, einer Hersteller- und Importeurs-Initiative, wählt das Centurion-Modell in der Kategorie „Technische Innovation“ auf den zweiten Platz.
1994 bringt Centurion ein speziell für den Lang-Triathlon optimiertes Wettkampfrad mit revolutionärem Design auf den Markt. Mit diesem „Overdrive“ erzielt der Deutsche [[Thomas Hellriegel]] beim weltberühmten [[Ironman]]-Wettkampf auf Hawaii die schnellste bislang gefahrene Zeit auf der 180-km-Strecke. Sein Rekord bleibt bis 2006 bestehen.
Inzwischen sind die ersten Mountainbikes mit Federungen auf dem Markt. Haupt-Schwäche der neuen Technik: Die Systeme kosten speziell an Steigungen wertvolle Kraft, weil sie Einfluss auf den Antrieb nehmen. Bei Centurion aber entwickelt man 1996 mit „No Pogo“ einen Bike-RahmenFahrradrahmen, bei dem Federung und Antrieb unabhängig voneinander funktionieren. Platz 1 beim European Bicycle Contest des Jahres und absoluter Messe-Hit.
1997 geht der erste Platz beim European Bicycle Contest wieder an Centurion, diesmal für das Trekking Bike Trekkingfahrrad „Cross Comfort“. Die Leser des Fachmagazins „[[Bike (Zeitschrift)|Bike]]“ wählen das Centurion „No Pogo Comp“ zum Bike Fahrrad des Jahres.
Abermals wählen 1998 die Bike-Leser ein Centurion zum Rad des Jahres: den „Eurofighter“, der ausschließlich mit europäischen Komponenten ausgestattet ist.
Die Leser der Konkurrenz-Zeitschrift „Mountain Bike“ wählen 1999 gleich drei Centurion-Modelle unter die Top TenErsten Zehn.
=== seit 2000 ===
Der ehrgeizige Ansatz, erstmals Bikes Fahrrad mit Hinterradschwingen [[Hinterradschwinge]]n aus massivem [[Kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff|Carbon]]-Guss zu fertigen, misslingt. Kurz vor der Markteinführung stellt sich heraus, dass das neue Rahmenteil den Belastungen nicht gewachsen ist. Die schon fertig produzierte Baureihe muss komplett vom Markt genommen werden. Ein Millionen-Verlust für das mittelständische Unternehmen.
Zwischen dem taiwanesischen Bike-Produzenten Fahrradherstellern [[Merida (Unternehmen)|Merida]] und Centurion wird ein [[Joint Venture ]] vereinbart. In Magstadt wird fortan die gesamte Entwicklungsarbeit beider Firmen gebündelt, dafür werden sämtliche Rahmen in [[Republik China|Taiwan]] gebaut, lackiert und (zum Teil) vormontiert. Die Endmontage der in Deutschland vertriebenen Räder ist ab sofort im thüringischen [[Hildburghausen]] angesiedelt.
2001 stellt Centurion mit der Low Ratio Suspension (LRS) ein komplett eigenständiges Federungssystem vor, das wegen seiner deutlich niedrigeren Übersetzung ungemein feinfühlig anspricht.
Im 30. Jahr der Unternehmensgeschichte erhält die aktuelle Numinis-Version 2006 den ''Internationalen Designpreis Baden-Württemberg''.
2011 präsentiert Centurion erstmals E-Bikes, ausgestattet mit deutscher Antriebstechnik made by [[Robert Bosch GmbH|Bosch]].
2012 folgt beginnt Centurion, Fahrräder mit der neuen Laufradgröße von 29“ anzubieten. Das E-Bike „Electric Fire“ gewinnt Silber beim Internationalen Designpreis Focus open.
== Technische Besonderheiten ==
=== Centurion „Country“ ===
Zahlreiche europäische Fahrradhersteller versuchen ab 1982, sich an den sich abzeichnenden Mountain-Bike-Trend anzuhängen. Viele von ihnen kreieren Bikes entwerfen Fahrräder aus den bislang üblichen kleinvolumigen Rohren und bestücken sie mit den gewohnten Komponenten, die den Belastungen aber kaum gewachsen sind. Centurion hingegen konstruiert ein Offroad-Bike mit sportlicher Geometrie, ausgestattet mit den neuesten Antriebskomponenten und Bremsen aus [[Japan]]. [[Datei:Modell Country 1980.jpg|thumb|Das Centurion Country war das erste reinrassige Mountainbike aus Deutschland. Es wurde 1982 auf der Kölner IFMA präsentiert.]]
=== Accordo GT ===
Dieses Bike Fahrrad mit moderater Mountainbike-Geometrie, 28“-Zoll-Rädern und schmaleren Reifen erscheint 1984, ein Derivat des ganz auf Geländegängigkeit getrimmten MTB. Mit diversen Ösen, so dass sich etwa ein Gepäckträger oder Schutzbleche montieren lassen, erhält das nur in Schwarz-Rot angebotene Accordo GT einen stark erweiterten Einsatzbereich – das erste Trekking-Bike. [[Datei:1984accordo.jpg|thumb|Als Abkömmling des Mountainbikes erschien 1984 das Centurion Accordo GT auf der Bildfläche - der Urahn aller Trekking Bikes.]]
=== Lhasa–Kathmandu ===
Eigens für die erste Tibet-Reise des Firmenchefs wurde das Modell „Lhasa–Kathmandu“ konzipiert. Es ist mit einer XCD 6000-Schaltung von Suntour und Bremsen aus der gleichen Serie ausgestattet. Das komplette Bike Fahrrad wiegt ca. 14,2 kg. Während das „Country“ Stück für Stück noch einzeln gefertigt wird, geht dieses bereits in Serie.
=== Overdrive ===
Als 1994 das erste Overdrive-Modell auf den Markt kam – eine aerodynamisch gestylte besonders aerodynamische Rennmaschine speziell für Triathleten – erzielte der Deutsche [[Thomas Hellriegel ]] damit auf Anhieb einen Rekord auf der Fahrradstrecke des Ironman in Hawaii; dieser blieb immerhin , der für die folgenden zwölf Jahre bestehengalt.
Die Hinterradbremse des Zeitfahrrades aus dem Jahr 2011 ist hinters Tretlager verlegt, alle Züge verlaufen im Rohr. Die Geometrie ist darauf ausgelegt, den Fahrer in eine tief über den Lenker geduckte, windschlüpfige Position zu bringen. Doch weil es – gerade auf den ultralangen Strecken eines Ironman-Wettbewerbs oder am Beginn des Trainings – Grenzen der Leidensfähigkeit gibt, bietet das aktuelle Overdrive ein bislang unbekanntes Element: den „Modular Head“. Durch den Austausch eines Rahmensegments lässt sich das Steuerrohr – und damit die Lenkerhöhe – in zwei Stufen um bis zu vier Zentimeter variieren. So kann der Athlet sein Training in vergleichsweise entspannter Position aufnehmen und sich, Stück für Stück, zur recht unbequemen Wettkampfstellung heranarbeiten.
=== No Pogo ===
Die ersten Fahrrad-Federungen waren Mitte der 1990er-Jahre meist so ausgelegt, dass Tretlager und hinterer Zahnkranz sich beim Absorbieren von Stößen nicht simultan bewegten. Somit schlugen Fahrbahnstöße auf den Antrieb durch, und Tretbewegungen beeinflussten die eingebauten Dämpfer. Wer damals also gefedert fahren wollte, musste ein gewisses [[Springstock|Pogo]]-Symptom tolerieren, benannt nach den Hüpfstöcken („Pogo“), mit denen Kinder damals spielten. Centurion entwickelte als Erster eine Fahrradfederung, die vom Antrieb entkoppelt funktionierte und nannte sie folgerichtig „No-Pogo“. Sie wurde vom Markt begeistert aufgenommen.
=== Low Ratio Suspension (LRS) ===
Gängige Federungssysteme für Fahrräder arbeiten mit einer Übersetzung von 3:1, bzw. 3,5:1. Wenn der Kolben im Federelement nach einem Fahrbahnstoß also zum Beispiel um einen Zentimeter einschwingt, legt der gefederte Hinterbau drei bzw. dreieinhalb Zentimeter zurück. Eine Federung kann umso feinfühliger reagieren, je niedriger sie übersetzt ist. Das bedeutet nicht nur mehr Komfort, sondern auch höhere Sicherheit, da das Hinterrad mehr Bodenkontakt hat, wenn es das Gelände beim Federn exakter nachbildet.
Die von Centurion entwickelte Federung mit Niedrig-Übersetzung ({{enS|Low Ratio Suspension}}, LRS) wartet mit einem Verhältnis von 1,5:1 auf. Das robuste Federelement wird neben der Sitzstrebe installiert und ist, weil es deutlich weniger Belastungen aufzunehmen hat, auch weniger wartungs- und störanfällig. Es kann auch an den klassischen Diamantrahmen eingesetzt werden, die, konstruktionsbedingt, unübertroffen steif und belastbar sind.
LRS gab es in vier unterschiedlichen Bauweisen (Luft- und Öldämpfer). Nach mehr als zehn Jahren mit begeisterten Kritiken in der Fachpresse stellte Centurion den LRS-Vertrieb dennoch ein, weil der Fachhandel wenig Bereitschaft zeigte, ein weiteres, recht exklusives Federungssystem angemessen zu unterstützen.
=== Hydroforming Innenhochdruckumformen ===Mit Hilfe dieser Technik der Metallumformung, bei der mit dem Einsatz einer Wasser-Öl-Emulsion unter hohem Druck (bis zu 3000 bar) in einem geschlossenen System Rohre mit unterschiedlichen Wandstärken und Durchmessern geformt werden können, lassen sich Fahrradrahmen herstellen, die die Belastungsspitzen am Tretlager oder Steuerrohr optimal aufnehmen. Solche Rahmen sind nicht nur sicherer, sondern auch langlebiger. Centurion gewann mit [[HydroformingInnenhochdruckumformen|innenhochdruckumgeformten]]-Bikes Fahrrädern bereits verschiedene Designpreise.
== Sport-Sponsoring ==
=== Einzelfahrer ===
=== Team Albgold ===
Zwischen 2005 und 2009 unterstützt Centurion das Mountainbike-Team des schwäbischen Nudelherstellers [[Albgold ]] mit Material. Die Fahrer konzentrieren sich vornehmlich auf die nationale Rennszene, nehmen aber auch an etlichen internationalen Wettkämpfen teil. Nach einem Dopingfall im Team löst Albgold die Mannschaft zum Ende der Saison 2008 auf.
=== Team Centurion Vaude ===
2011 geht unter dem Namen ''Team Centurion Vaude'' eine neue Mountainbike-Mannschaft an den Start. Zusammen mit Sportausstatter [[Vaude]] sind hier die sportlichen Ziele deutlich höher gesteckt. Leistungsträger wie Daniel Geismayr – von 2011 bis 2013 österreichischer Staatsmeister im Radcross, Transschwarzwald-Sieger 2011, Gewinner des Münchner City-Marathons 2013 – und Markus Kaufmann – 2012 Deutscher Marathon-Meister, 2013 Sieger in Münsingen und beim Zollern Alb Marathon – sorgen für vordere Plätze bei den Rennen.
[[Thomas Barth (Radsportler)|Thomas Barth]] wurde 1977 und 1978 Junioren-Weltmeister im Mannschafts-Zeitfahren, später absolvierte er zehn Mal die [[Friedensfahrt]], jeweils ausgetragen zwischen Prag, Berlin und Warschau. Weil er mit seinem Team 1982 die Mannschaftswertung dieser Rundfahrt für sich entschied, wählte man ihn und seine Mitstreiter zu „Sportlern des Jahres“ in der DDR. Heute arbeitet auch der Thüringer bei Centurion.
== Einzelnachweise ==
<references />
== Weblinks ==* [http://www.centurion.de www.centurion.de]Â [[Kategorie:Deutscher Fahrradhersteller]]
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[[Kategorie:Magstadt]]
[[Kategorie:Gegründet 1976]]
[[Kategorie:Produzierendes Unternehmen (Baden-Württemberg)]]