Sicherheits- Niederrad ab 1890

Aus Fahrradmonteur
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Sicherheits- Niederrad ab 1890

Das Niederrad wurde durch die Anbringung des Kettenantriebes zum Hinterrad möglich. Wann genau und von wem die heutige Form des Fahrrades erfunden wurde, ist umstritten. Es gibt 3 mögliche Varianten:

  • Meyer & Compagnie soll 1869 nach Entwürfen des Uhrmachers André Guilmet ein Niederrad gebaut haben. Dieses wurde als Meyer-Guilmet-Fahrrad bezeichnet. Da der Name Meyer nur auf den Naben eingraviert ist, wird vermutet, dass nur die Laufräder so früh von ihm gebaut wurden.
  • Der Engländer George Shergold soll zwischen 1876 und 1878 ein Fahrrad mit Kettenantrieb und Schubstangenlenkung gebaut haben. Einzelne wichtige Teile an diesem Fahrrad scheinen jünger zu sein, was zu Zweifeln führt.
  • Henry John Lawson baute 1876 das erste Niederrad mit einem Raddurchmesser von 1.270 mm.

1879 stellte Lawson die "Bicyclette" vor, welche einen Durchbruch in der Fahrradtechnik bedeutete. Dieses Fahrrad war vollgefedert, es besaß insgesamt 7 Blattfedern. Allerdings hatten diese frühen Niederräder noch einige Nachteile wie indirekte Lenkungen und zu kleine Vorderräder.

John Kemp Stanley brachte 1885 das Sicherheitsfahrrad Rover (Wanderer) heraus, welches erstmals ein größeres Vorderrad hatte. Noch im gleichen Jahr wurde die Schubstangenlenkung durch eine direkte Lenkung ersetzt. Ab etwa 1890 wurden dann fast ausschließlich Varianten dieses Rover gebaut. In Polen werden Fahrräder heute noch allgemein als Rover bezeichnet. Ab 1885 war die Bezeichnung "Bicyclette" bzw. "Bicycle" üblich, man sprach nicht mehr "Vélocipèd".

Zwischen 1885 und 1900 hatten fast alle Fahrradmodelle großzügig dimensionierte Federsysteme, weil der Straßenzustand sehr schlecht war. Ab 1887 wurden serienmäßig auch Fahrräder für das Militär hergestellt.

In Frankreich, England, den USA und nun auch Deutschland erweiterten vor allem Nähmaschinenfabrikanten ihre Produktpalette und stellten ab etwa 1892 Fahrräder her. Die ersten italienischen Niederräder entstanden 1884 bei Constantino Vianzone in Turin. Es waren Holzrahmen, sie hatten gleich große Räder und Reifen aus Hanf. Wenige Jahre später baute Edoardo Bianchi erste Fahrräder mit Kreuzrahmen nach englischem Vorbild.

Das erste Radrennen mit Fahrrädern mit Luftreifen fand am 18. Mai 1889 im Sportstadium von Queen's College in Belfast statt. Die dicken Luftreifen wurden vom Volk anfangs verspottet und erhielten verschiedene Spitznamen: "Blasenräder", "Pudding-Räder", "Windbeutel" oder "Leberwurst-Reifen".

Mit dem ebenfalls erstmals um 1885 aufkommenden Diamantrahmen existierte um 1890 das heute noch gebräuchliche Fahrrad. Alle weiteren Entwicklungen und Erfindungen betreffen lediglich Komponenten oder sind Wiederholungen bereits vorher existierender Konstruktionen.