Pedale

Aus Fahrradmonteur
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Blockpedal
Foto: Dr.-Ing.S.Wetzel alias Analemma
Lizenz: GFDL

Das Fahrradpedal ist eines der Teile, das sich am Fahrrad kaum weiterentwickelt, deren grundlegende Funktion seit Erfindung gleichgeblieben ist. Bis etwa 1990 gab es da keine großartigen Unterscheidungen, es gab Blockpedale und Rennpedale. Erstere hatten irgendwelche Elemente aus Gummi oder Plaste, Rennpedale waren aus Stahl bzw. in sehr seltenen Fällen auch mal aus Aluminium.

Erst nach 1990 kam Bewegung in die Entwicklung, es gibt mittlerweile viele Formen der Fahrradpedale für verschiedene Einsatzgebiete. Einige Entwicklungen wie magnetische Pedale konnten sich nicht durchsetzen.

Geschichte

Pedaldarstellungen aus dem Jahr 1904
Hakenpedal Campagnolo
Foto: LDHan
Klickpedal Look
Foto: Fanny Schertzer
Lizenz: CC-BY-SA
Klickpedale Shimano SPD
Foto: Ludwik Opałka
Lizenz: CC-BY-SA
SPD- Pedal, das auch mit normalen Schuhen gefahren werden kann
Foto: Sönke Kraft aka Arnulf zu Linden
Lizenz: GFDL, CC-BY-SA

Ursprünglich (um 1865) sahen Pedale den Steigbügeln von Pferden ähnlich, es wurden Lederrriemen verwendet, um die Füße festzuschnallen. Deshalb hatten bereits die ersten Pedale unterschiedliche Ober- und Unterseiten. Dies sollte erst wieder weit über 100 Jahre später üblich werden.

Mit dem Aufkommen der Hochräder ab 1880 wurden Pedale erforderlich, die einfach zu benutzen sind. Festschnallen der Füße oder Einfädeln beim Aufsteigen ist beim Hochrad fast undenkbar. Auch ist dieses Fahrrad beim Sturz gefährlicher als Niederfahrräder. Die Grundform des heutigen Pedals war geboren. Damals waren Metall und Holz als Baustoffe weiter verbreitet als z. B. Gummi. Plaste wurde noch nicht im Maschinenbau eingesetzt, deshalb waren diese ersten Pedale an Hochrädern aus Metall mit Holzeinlagen. Bakelit als erstes industriell benutztes Plaste ist zu glatt für den Einsatz als Pedalfläche, Gummi war noch relativ teuer.

Die Pedale der Hochräder waren größer als die heute üblichen, sie glichen ihnen aber in prinzipieller Hinsicht. Diese änderten sich auch nicht mit dem Erscheinen der Sicherheits- Niederräder ab den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts. So wurden Großflächenpedale erstmals 1920 unter dem Namen „Modell Marcel Berthet“ entwickelt[1]. Später kamen sie immer mal wieder in Mode.

Mit Erscheinen der Diamantrahmen bildeten sich die beiden Gruppen Block- und Rennpedale heraus. Während die Blockpedale auf bequemes Fahren mit normalem Schuhwerk ausgelegt waren, wurden Rennpedale fast ausschließlich für den Einsatz an Rennrädern benutzt. Noch 1886 war der Begriff „Pedal“ nur für die Tastenwerke von Orgeln gebräuchlich, als Teil vom Fahrrad setzte sich die Bezeichnung erst später durch:[2]

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pedal, n., im 16. jahrh. entlehnt aus neulat. pedale, ein an der orgel mit den füszen zu tretendes tastenwerk (1470 erfunden vom Deutschen Bernhard, organisten von San Marco in Venedig), dann auch die zu tretenden züge am klavier: das pedal Zesen Helicon 2, im reimzeiger M 6a. Stieler 1417; bei der orgel ziehen uns die töne des pedals tiefer ins romantische abendreich hinein als die töne des diskants. J. Paul bücherschau 2, 16; ein pianoforte mit pedal. Heinse werke (1857) 2, 43; unten (am klavier) befestigt hing ein pedal.

Voss ged. 2, 274. bildlich: professor, der auf einem zarten instrument wie Gustav, wie auf einem pedal mit den füszen orgelt. J. Paul uns. loge 3, 60; scherzweise die füsze, das fuszgestell: er hat ein schlechtes pedal u. s. w. Aler 1515b. bauernlex. 134.

Die Rennpedale hatten mehr oder weniger ausgeprägte metallische Sporne zum Festhalten der Schuhe, den namensgebenden Haken, um das Vorrutschen der Schuhe zu verhindern und für die Aufnahme der Pedalriemen. Spezielle Fahrradschuhe waren noch nicht erhältlich, die Rennfahrer ließen sich unter steife Sportschuhe eine weitere steife Ledersohle montieren, die seitliche Schlitze zur Aufnahme eines stumpfgeschliffenen Eisensägeblattes aufwiesen. Die Sporne der Pedale durchbohrten die unterste Sohlenschicht recht schnell, das Sägeblatt verhinderte jedoch die Zerstörung des eigentlichen Schuhs und ein Einschlafen der Füße. Diese Methode war bis in die 80er Jahre üblich.

Campagnolo begann als erste Firma, Änderungen an den Pedalen vorzunehmen. Nach langer Zeit gab es wieder asymmetrische pedale, die nur von einer Seite aus betrieben werden können. Die Pedalkörper wurden aerodynamisch, das war eine Modeerscheinung der frühen 90er Jahre. Pedalkörper waren aus Aluminium, nur haken weiterhin aus Stahl.

Etwa zur gleichen Zeit kamen vom Hersteller von Skibindungen, der französischen Firma LOOK ein Systempedal auf den markt, bei der eine relativ große Schuhplatte mit dem Schuh verschraubt wird und ähnlich wie bei einer Skibindung im Pedal einrastet. Heute ist Look mittlerweile nur noch für Fahrradteile bekannt, das System Look konnte sich im Rennradbereich als Marktführer etablieren, während das SPD- System von Shimano bei Alltagsrädern und Mountainbikes verbreitet ist. Einige andere Systeme sind nicht marktbedeutend.

Technisches Prinzip

Aus technischer Sicht sind alle Pedale gleich. In den Pedalarm wird eine starre Achse eingeschraubt, auf dem sich ein drehbar gelagertes Pedal befindet. Die Art der Lagerung ist verschieden, einfache Billigpedale existieren sogar ohne Kugeln, halten jedoch nur kurz. Üblicherweise sind zwei Kugellager mit Kugeln von 4 mm bzw. 5/32 Zoll (siehe Formelsammlung#Kugelgrößen) verbaut, Shimano hat auch Pedale mit kleineren Kugeln im Angebot.

Hochwertige Pedale besitzen Gehärtete Lagerschalen und Kugeln, diese sind auch als Ersatzteil erhältlich. Dies betrifft überwiegend bessere Rennpedale von Campagnolo. Es gibt ebenfalls einige Nischenhersteller, die sogar Pedale mit Nadellagern anbieten, derartige Produkte konnten sich aber bisher nicht durchsetzen.

Die früher üblichen Hakenpedale bieten wie moderne Klicksysteme die Möglichkeit, den Tritt runder auszuführen, da man nicht nur in die Pedale treten sondern auch an ihnen ziehen kann. Die Erlernung dieses runden Tritt ist jedoch nicht trivial und erfordert viel Übung. Im Spurt und am Berg ist die Möglichkeit des Ziehens allein wichtig, weshalb sich viele Rennfahrer früher die Pedalriemen auch erst kurz vor dem Spurt zugezogen haben.

Sicherheit

Sowohl die Verfechter der klassischen Hakenpedale als auch die Anhänger der Klickpedale führen die höhere Sicherheit ihres Lieblingssystems als Argument an. Für ungeübte Fahrer bedeutet die feste Verbindung von Fuß und Pedal fast ausnahmslos Probleme, sie fallen beim Langsamfahren und Anhalten vom Rad. Das Aussteigen aus den Pedalen ist reine Übungssache und bei beiden Systemen gleich schnell möglich, allerdings geschieht es unterschiedlich:

  • Hakenpedale lösen sich, wenn man den Fuß in Fahrtrichtung dreht. Danach kann man den Schuh nach hinten aus dem Pedal ziehen. Oft bleibt der Schuh noch an der Sohle etwas hängen. Dies erfordert noch etwas vertikale Drehbewegungen. Alles zusammen dauert länger als bei Klickpedalen, ist aber nach einiger Übung automatisiert und sehr schnell möglich.
  • Klickpedale lösen sich durch vertikales Drehen des Fußes, was fast immer bei einem Sturz auftritt. Deshalb verliert man mit Klickpedalen auch das Fahrrad beim Sturz, was von Vor- oder Nachteil sein kann. Bei hohen Geschwindigkeiten kann man das Fahrrad als Bremse und Schutz benutzen, dies ist mit Klickpedalen nicht möglich.

Alle Pedale ohne Befestigungen rutschen mehr oder weniger leicht unter dem Schuh weg. Die übergroßen „Bärentatzen“ an BMX oder Mountainbikes sehen monströs aus, verletzten Füße und Schienbeine stark, bieten aber einen sehr guten Griff. Gummiklotzpedale und alle mit ihnen verwandten Modelle sind bei feuchtem Wetter mit Vorsicht zu genießen, da die Schuhe leicht abrutschen.

Fußnoten

Literatur

  • Pryor Dodge: Faszination Fahrrad. Geschichte, Technik, Entwicklung. (Vorwort von Hans-Erhard Lessing.) (Originaltitel: The Bicycle). Deutsch von Renate Bauer-Lessing. Delius Klasing, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-7688-5253-1 (zuvor bei Moby Dick, Kiel 1997, ISBN 3-89595-118-8).
  • Michael Gressmann: Fahrradphysik und Biomechanik. Technik, Formeln, Gesetze. 7. durchgesehene und ergänzte Auflage. Delius Klasing, Bielefeld 2005, ISBN 978-3-7688-5222-7 (zuvor bei Moby Dick, Kiel 2002, ISBN 3-89595-023-8).
  • Hans-Erhard Lessing: Automobilität. Karl Drais und die unglaublichen Anfänge. Maxime, Leipzig 2003, ISBN 3-931965-22-8.
  • Hans-Erhard Lessing: Karl Drais. Zwei Räder statt vier Hufe. Braun, Karlsruhe 2010, ISBN 978-3-7650-8569-7.

Weblinks