Fahrradtuning
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Die hier beschriebenen Methoden und Möglichkeiten gelten für den Amateur- und Freizeitbereich. Bei Profirädern gelten ganz andere Gesetze. Extremer Leichtbau ist nur nicht verboten, das ist sogar wenig sinnvoll. Die Belastung auf den Komponenten ist ungleich höher als beim Freizeitradler. Das Aussehen der Fahrradtechnik spielt bei Profis in den allermeisten Fällen keine Rolle, hier steht allein die Funktion im Blickpunkt des Interesses. Hier ist erkennbar, daß man am Fahrrad über 7 kg einsparen kann. Läßt man das Schloß in dieser Betrachtung weg, bleiben noch über 5 kg. Bei einem normalen Gewicht von 10-13 Kilo für ein besseres Fahrrad ist das doch schon eine erhebliche Summe. Optisches Fahrradtuning ist eine ganz andere Frage, da spielen Massen oft keine Rolle, es ist eher das Gegenteil der Fall. |
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Technisches Tuning
Luftdruck
Es klingt absurd aber der Reifendruck ist die billigste und wirkungsvollste Leistungssteigerung am Fahrrad. Mit ordentlichem Luftdruck läuft jedes Fahrrad besser und leichter. Dieser Punkt wird oft vernachlässigt und wäre doch so einfach. Jeder Fahrradmonteur solle am Kundenrad den Kompressor ansetzen, auch wenn er nur ein klapperndes Schutzblech festgeschraubt hat. Der Kunde wird merken, daß sein Rad nach der Reparatur "leichter fährt". Der Kunde merkt, daß die Werkstatt irgendwas gemacht hat, um sein Fahrrad zu verbessern - dabei ist es nur ein bißchen Luft.
- erforderlicher Luftdruck
Reifenbreite [ mm ] | Druck [ Bar ] | Druck [ PSI ] |
---|---|---|
45-55 (Ballon) | 2 - 3 |
30 - 40 |
38-45 (Halbballon) | 3 - 3,5 |
40 - 50 |
32-38 (Straße) | 3,5 - 4,5 |
50 - 65 |
28-32 (Halbrenner) | 4 - 5 |
60 - 70 |
22-25 (Schmalspur) | 6 - 7 |
85 - 100 |
18-21 (sehr schmal, Drahtreifen) | 7 - 8 |
100 - 120 |
Schlauchreifen | 7 - 15 |
100 - 250 |
Rostfreier Stahl
Schrauben, Muttern und Scheiben aus VA V2A, V4A, Austenit, NiRo, Nirosta, Edelstahl, Inox bewirken oberflächlich nur ein schickeres Erscheinungsbild. Allerdings ist es wenig funktionell, wenn Schraubenverbindungen festgerostet sind und man sie unterwegs nicht gelöst bekommt. Die vorgenannten Abkürzungen für mehr oder wenig die gleichen Metalle, die Unterschiede sind so marginal, daß das am Fahrrad nicht interessiert.
- Bedeutung der Werkstoffnummern gem. EN 10028
Werkstoffnummer beginnend mit | Cr-Gehalt | Gehalt an Mo, Nb, Ti |
---|---|---|
1.40 | Cr-Stähle mit < 2,5 % Ni | ohne Mo, Nb und Ti |
1.41 | Cr-Stähle mit < 2,5 % Ni | <mit Mo, ohne Nb und Ti/td> |
1.43 | Cr-Stähle mit ≥ 2,5 % Ni | ohne Mo, Nb und Ti |
1.44 | Cr-Stähle mit ≥ 2,5 % Ni | mit Mo, ohne Nb und Ti |
1.45 | Cr-, CrNi- oder CrNiMo-Stähle mit Sonderzusätzen (Cu, Nb, Ti, …) | |
1.46 | Cr-, CrNi- oder CrNiMo-Stähle mit Sonderzusätzen (Cu, Nb, Ti, …) |
- Übersicht der Werkstoffbezeichnungen
Europ. Norm Werkstoffnummer | Europ. Norm Kurzname | ASTM/AISI | UNS-Nummer |
---|---|---|---|
1.4016 | X6Cr17 | 430 | S43000 |
1.4509 | X2CrTiNb18 | 441 | S44100 |
1.4510 | X3CrTi17 | 439 | |
1.4512 | X2CrTi12 (alt X6 CrTi 12) | 409 | S40900 |
1.4526 | X6CrMoNb17-1 | 436 | S43600 |
1.4310 | X10CrNi18-8 (alt X12 CrNi17 7) | 301 | S30100 |
1.4318 | X2CrNiN18-7 | 301LN | |
1.4307 | X2CrNi18-9 | 304L | S30403 |
1.4306 | X2CrNi19-11 | 304L | S30403 |
1.4311 | X2CrNiN18-10 | 304LN | S30453 |
1.4301 | X5CrNi18-10 | 304 | S30400 |
1.4948 | X6CrNi18-11 | 304H | S30409 |
1.4303 | X4CrNi18-12 (alt X5 CrNi18 12) | 305 | S30500 |
1.4541 | X6CrNiTi18-10 | 321 | S32100 |
1.4878 | X10CrNiTi18-10 (alt X12 CrNiTi18 9) | 321H | S32109 |
1.4404 | X2CrNiMo17-12-2 | 316L | S31603 |
1.4401 | X5CrNiMo17-12-2 | 316 | S31600 |
1.4406 | X2CrNiMoN17-11-2 | 316LN | S31653 |
1.4432 | X2CrNiMo17-12-3 | 316L | S31603 |
1.4435 | X2CrNiMo18-14-3 | 316L | S31603 |
1.4436 | X3CrNiMo17-13-3 | 316 | S31600 |
1.4571 | X6CrNiMoTi17-12-2 | 316Ti | S31635 |
1.4429 | X2CrNiMoN17-13-3 | 316LN | S31653 |
1.4438 | X2CrNiMo18-15-4 | 317L | S31703 |
1.4539 | X1NiCrMoCu25-20-5 | 904L | N08904 |
1.4547 | X1CrNiMoCuN20-18-7 | F 44 | S31254 |
1.4462 | X2CrNiMoN22-5-3 | F 51 | S31803 |
In der Tabelle sind die allgemeinen nichtrostenden und säurebeständigen Stähle aufgelistet.
Titan
Die Titanschrauben sind sehr ordentlich verarbeitet und das nicht nur aus technischer Sicht, das sieht man ihnen auch an. Gerade die blauen und "bunten" Schrauben wirken sehr hochwertig. man kann sie gewissermaßen als Edelsteine am Rad ansehen. Titanschrauben haben eine hoche Zugfestigkeit, die wird man am Fahrrad schwerlich durch bloße Benutzung zerstören können. Die Befestigungsschrauben des Gepäckträgers am Ausfallende sind ein sinnvoller Einsatzort für Titanschrauben.
Sattelgestelle aus Titan brechen ebenfalls nicht so leicht wie die aus Stahl oder Karbon. Schnellspannachsen aus Titan sind eine weitere Tuningmöglichkeit.
Torx
Torx-Schrauben eignen sich gut, Anbauteile zumindest vor Gelegenheitsdieben zu sichern. Der Standard ist noch nicht so verbreitet, daß die Diebe das Werkzeug auch dabeihaben. Scheinwerfer, Vorbau, Bremsen usw. sollte man mit Torx befestigen, das macht diese Teile sicherer. Allerdings braucht man dann eben auch selbst die entsprechenden Schlüssel.
Torx ist teurer als Inbus und nicht in jedem Baumarkt zu bekommen aber das ist auch gerade der Vorteil. Dieser Standard wird Inbus nicht ersetzen. Ein bißchen Beruhigung schafft man sich, wenn man wichtige Teile damit befestigt.
- die wichtigsten Torx-Größen gemäß EN ISO 14579, 14580, 14583 und 14584
Größe | ∅ in mm | max. Nm | Nennmaß |
---|---|---|---|
T6 | 1,75 | 0,75 – 0,9 | M2 |
T8 | 2,39 | 2,2 – 2,6 | M2,5 |
T10 | 2,82 | 3,7 – 4,5 | M3 |
T15 | 3,35 | 6,4 – 7,7 | M3,5 |
T20 | 3,94 | 10,5 – 12,7 | M4 |
T25 | 4,52 | 15,9 – 19 | M5 |
T30 | 5,61 | 31,1 – 37,4 | M6 |
T45 | 7,95 | 86 – 103,2 | M8 |
T50 | 8,94 | 132 – 158 | M10 |
Es existieren noch zahlreiche kleinere, größere und Zwischengrößen sowie Schrauben mit großem Innensechsrund gem. DIN 34802, diese sind jedoch fürs Fahrrad weniger wichtig und sie würden hier nur verwirren.
Bremsbeläge
Bremsgummis sind sehr verschieden. Mit guten Belägen kann man erstaunliche Veränderungen erreichen. Man sieht es kaum aber man merkt es. Verwendet man Kool-Stop oder vergleichbare Bremsbeläge, verbessert sich das Bremsverhalten des Fahrrades deutlich gegenüber 08/15-Belägen.
Die grünen Turnschuhe links sind Kult. Als Bremsschuhe sind sie auch gut, sie stammen schließlich von Koolstop.
Die Monsterbremsschuhe bieten eine riesige Bremsfläche aber ganz sicher spielt hier auch die Optik eine Rolle. Die Beispiele zeigen, daß technisches und optisches Fahrradtuning oft vermischt wird.
Schlauchlose Bereifung
Die Industrie suggeriert gerne, daß schlauchlose Reifen lauter Vorteile hätten. Sie sind etwas leichter, da der Schlauch entfällt. Man riskiert bei Durchschlägen wegen zu geringem Luftdruck keine sofortige Reifenpanne. Allerdings wird statt des Schlauches der teurere Mantel beschädigt. Man benötigt spezielle Felgen und Reifen sowie Dichtflüssigkeit, da hat die Industrie also ordentlich was zu verkaufen. Sinnvoll sind diese Reifen nur bei sehr niedrigem Luftdruck. Damit wird die Zielgruppe klar: Bordstein rauf und runter, ohne Platten zu haben und scheinbaren Komfort wegen der Faulheit, Luft zu pumpen...
Das Gerücht Reifenbreite und Rollwiderstand wird immer wieder bemüht. Breite Reifen sollen einen geringeren Rollwiderstand als schmale haben und sich "leichter" fahren. Diese Halbwahrheit wird auch gern im Zusammenhang mit schlauchlosen Reifen bemüht, hier jedoch noch unsinniger als ohnehin schon. Der Rollwiderstand ist in erster Linie vom Luftdruck abhängig und der ist bei Schlauchlosen nunmal extrem gering. Sie fahren sich also schwerer als herkömmliche Bereifungen.
Hoher Luftdruck ist nicht möglich, des können schlauchlose Reifen nicht abdichten. Im Wiegetritt verliert man bei jeder Kurbelumdrehung Luft. Reparaturen sind eine Schweinerei und unterwegs quasi unmöglich, da man schlauchlose Reifen nicht mit normalen Luftpumpen erstbefüllt bekommt. Aber wer hat schon einen Rennkompressor auf der Tour dabei? Also braucht man für unterwegs sowieso einen Ersatzschlauch.
Schlauchlose Reifen sind kein Fahrradtuning sondern eine Masche der Industrie, zusätzlich Geld zu verdienen. |
Verzicht auf Umwerfer
In vielen Fällen ist es möglich und sinnvoll, auf einen Umwerfer zu verzichten. Das Rad wirkt nicht nur aufgeräumter, es entfallen auch jede Menge Teile:
- ein oder zwei Kettenblätter (130 + 100g)
- Umwerfer (Shimano Ultegra FD-R8000 106g)
- Schaltbowdenzug (ca. 50g)
- Schaltgriff (ca. 100g)
- meist ein paar Glieder Kettenlänge
Was nicht am Fahrrad ist, kann nicht kaputt gehen. Moderne Schaltwerke mit 8-11 Zahnkränzen sind für die allermeisten Fälle völlig ausreichend, wenn man sich eine kluge Abstufung wählt. Und die gesparten 350 bis 480 Gramm können sich ebenfalls sehen lassen. Man kann nicht mehr "falsch" über Kreuz schalten, hat nur noch einen linearen Gangverlauf. Der Kettenverschleiß verringert sich auch ein wenig, das Ganze ist sinnvoll.
Optisches Tuning
So verschieden wie die Geschmäcker, so verschieden sind auch die optischen Tuningmöglichkeiten beim Fahrrad. Was einer ganz toll findet, ist für den Nächsten häßlich. Manch einer mag das Fahrrad puritanisch, andere wiederum lieben Farben und auffällige Extras. Da das Alles höchst subjektiv ist, wird hier keine Wertung vorgenommen, es werden nur die Möglichkeiten aufgezeigt.
Fahrradtaschen
Packtaschen nehmen eine sehr große Fläche am Fahrrad ein, sie prägen das Bild sehr. Nimmt man eher unscheinbare Farben, bleibt das gesamte Fahrrad auch unauffällig. Mit farbigen Taschen kann man das gesamte Erscheiunungsbild prägen, stärker als mit allen anderen Maßnahmen.
Packtaschen können so prägend sein, daß man die Farbe des Rahmens - sonst ein klares Erkennungsmerkmal - nicht oder kaum noch wahrnimmt.
Wenn man auf die Optik Wert legt und wenn man Packtaschen benutzt, dann sollte man für das optische Fahrradtuning größten Wert auf die Wahl dieser Taschen legen.
Besondere Bowdenzüge
Geht man eher auf optisches oder auf technisches Tuning? Farbige Bowdenzüge sind auffällig aber selten von besonderer Qualität. Es gibt sehr gute Bowdenzüge mit Teflonhüllen, wenn man farbige haben möchte, dann sollte man auf diese zusätzliche Hülle achten.
Ventilkappen
Das ist eine Spielerei aber es paßt zu manchen Fahrrädern. Und es gibt durchaus sinnvolle Ventilkappen und Adapter, die man aufs Ventil schrauben kann.
Felgen
Sogenannte V-Felgen werden gern als aerodynamisch und damit "schnell" vermarktet. Die Aerodynamik spielt aber nur für Leistungssportler eine Rolle, unterhalb von 40 km/h. Das erreicht kaum ein Freizeitradler, es ist schlicht irrelevant für die allermeisten Fälle. Viel wichtiger ist die große Werbefläche für die Felgenhersteller. V-Felgen sehen "sportlich" aus, technisch gesehen sind sie meist sinnlos.
Die Hochprofilfelgen verändern das Aussehen eines Rades nachhaltig. Derartige Felgen wirken wertig und können das gesamte Erscheinungsbild optisch stark aufwerten.
Speichen
Es ist Mode geworden, die Speichenzahl zu verringern und sogenannte Säbelspeichen zu verwenden. Auch hier spielt die Aerodynamik für Normalradler keine Rolle, das ist reine Optik. Spezielle Einspeichmuster sind ebenfalls eine beliebte Maßnahme, optisch hervorzustechen. Radiale Einspeichung am Vorderrad oder links am Hinterrad bringt gerade mal 20 bis 30 Gramm Einsparung, man muß aber sorgfältiger einspeichen und spannen.
Nabendynamo
Die üblichen Nabendynamos sehen klobig aus und haben auch keinen Leichtlauf. Das merkt man erst dann richtig, wenn man die Achse am ausgebauten Laufrad bewegt.
Wesentlich schicker sind Modelle wie der Schmidts SONdelux. Und sie laufen auch viel ruhiger und mit weniger Widerstand. Es gibt diese nabendynamos auch für Steckachse, mit Scheibenbremsaufnahme und für die schmalen Gabeln von Falträdern mit eingehängten Speichen.
Allerdings sind die schicken Naben nicht ganz billig.
Sattel
Der Sattel prägt stärker als manch anders Anbauteil das Gesamtbild. Ein Kernledersattel ist bequem, paßt aber nicht zu jedem Rad. Ein Karbonsattel mit Titangestell paßt nicht zum Hollandrad.
Trinkflaschen
Auch die Trinflaschen sind eine relativ große Fläche am Fahrrad. Die Farbe sollte zum Gesamtbild passen. Hier wird oft nicht aufs Gesamtbild geachtet.
Masse
Besonders beim Singlespeed aber nicht nur dort ist eine Optimierung der Masse angesagt. An einem Komplettrad lassen sich durchaus 10-20% Gewicht sparen und das sind dann schon mehrere Kilogramm. Es wird deutlich, daß man durch Gewichtstuning am Fahrrad etliche Kilogramm einsparen kann. Durch geschickte Kombination neuer Teile lassen sich theoretisch über 6 Kilogramm einsparen. Inwieweit das sinnvoll und ökonomisch ist, steht auf einem anderen Blatt.
Reifen
Hier nur mal zwei Beispiele. Es gibt schwerere, leichtere und man kann ja nicht jeden Reifen auf jede Felge ziehen. Steht eine Komplettrestauration an, kann man die Werte jedoch berücksichtigen und einen wesentlich schmaleren Reifen auf eine ebenfalls schmalere Felge montieren.
- Schwalbe Magic Mary - 795 g
- Continental Grand Prix 4000 S II - 205 g
Wer noch leichter fahren möchte, greift zu Schlauchreifen. Als Nebeneffekt werden auch die Felgen leichter. Das geht freilich nur am Rennrad, mit Einschränkungen bei Reiserad oder Crossrad.
Felgen
Neben Bereifung sind es vor allem die Felgen, bei denen sich viel Masse sparen läßt. Allerdings muß man bedenken, daß bei V-Felgen die Speichen geringfügig kürzer sind und damit wieder etwas Gewicht eingespart wird.
- Reverse 922 / 26" - 315 g
- DT Swiss XM 401 Felge 26" - 410 g (moderates V-Profil)
- Xtreme 26" airline 3 - 640 g
Mit der Annahme, daß wegen der kürzeren Speichen 15 g zu korrigieren sind, erhält man hier eine theoretische Einsparmöglichkeit von 310 g pro Laufrad. Fairerweise muß aber erwähnt werden, daß die schwerste Felge auch die billigste ist.
Nabendynamo
Gute Nabendynamos sind nicht nur leichter sondern auch wesentlich leichtgängiger. Solch eine Investition lohnt sich wirklich.
- Shimano DH-3N20-A - 825 g
- SONdelux - 400 g
Schläuche
- Schwalbe ProCore - 26 " - 200 g
- Schwalbe Schlauch Nr. 11 (SV 40mm) EXTRA LIGHT - 26" - 60 g
Bemerkenswert ist hier, daß der leichte Schlauch für 7,50 Euro zu haben ist, der teure kostet weit über 100 Euro. Allerdings kann der teure Schlauch mit schmaleren Reifen bei gleichem Komfort gefahren werden. Es ist wenig sinnvoll, ausschließlich auf die Masse zu schauen.
Speichen
Der bloße Tausch von Speichen ist nicht alles. Man kann nicht alle naben, Felgen und Speichen kombinieren. Deshalb ist die hiesige Betrachtung rein theoretisch. Sofern es von der Nutzung des Rades und den übrigen Teilen möglich ist, ist eine Reduzierung der Speichenanzahl weit effektiver als ein reiner Tausch des Speichentyps. Deshalb habe ich die mögliche Ersparnis für das Vorderrad verdoppelt. Die Gewichtsreduzierung ist weit geringer, als landläufig angenommen wird.
- DT Swiss Champion - 6,94 g[1] / 36 Stück ≈ 250 g
- Wheelsmith XL15 1,8-1,5-1,8 - 4,00 g / 36 Stück = 144
Achsen
- übliche Schnellspannachse & Achse, Satz vorn+hinten - 250 g
- Fünfkant statt Spannhebel - 230 g
- Schnellspannachse aus Titan - 190 g
Durch Veränderungen an Laufrädern und Sattel lassen sich also mehr als 2,5 kg einsparen. In welcher Kombination die genannten Änderungen sinnvoll sind, muß aber von Fall zu Fall entschieden werden. Die hier genannten Möglichkeiten sind in den meisten Fällen nicht unbedingt teuer. Steht der Ersatz eines Bauteils an, kann man meistens einfach nach dem leichteren sehen und sich allein am Gewicht orientieren.
Schloß
- ABUS Granit Extreme 59 - 2.900 g
- Abus Bordo Granit X-Plus - 1.580 g
- Trelock RS 453 AZ - 750 g
- Kryptonite Keeper 512 - 110 g
Wenn man das Rad überwiegend für die Fahrt zur Arbeit, Uni usw. einsetzt, dann kann man sich das schwere Bügelschloß unterwegs sparen, indem man je eins zu Hause und am Zielort stationiert. Es ist aber auch eine Überlegung wert, eines der neuen und sehr guten Faltschlösser zu verwenden.
Eine sehr gute Alternative sind die mittlerweile hochwertigen Rahmenschlösser. Sie mögen altmodisch erscheinen, es gibt aber schon Modelle, die schlüssellos per Handy verriegelt werden können. Das Opa-Image ist unberechtigt, zumal sie Sicherheitsstufen erreichen, die sonst nur mit sehr viel schwereren Schlössern erreichbar sind. Manko: man kann das Fahrrad wegtragen. Je nach Ort des Abstellens ist dies vielleicht kaum zu erwarten.
Die dünnen Billigschlösser kann man vergessen, die sind mit einer guten Zange in einer Sekunde geknackt und das wissen auch Gelegenheitsdiebe. Nicht umsonst existieren derart klare Preisunterschiede wie beim Bild rechts. Die dünnen Schlösserchen werden auch gerne "Geschenkbänder" genannt, weil sie für Diebe keinerlei Hindernis darstellen. Selbst wenn man nur mal kurz in einen Laden geht, sind sie ungeeignet.
Verzicht auf Umwerfer
Siehe links Fahrradtuning#Verzicht_auf_Umwerfer, technisch sinnvoll und als Gewichtstuning lohnend.
Sattel
- Brooks B17 - 525 g
- Brooks B15 Swallow Titan - 360 g
- fizik Arione - 225 g
- Asvert 3K Kohlefaser - 140 g
- Road Bike Sattel Carbon Fiber 3 K - 105 g
Der Brooks B66 wiegt sogar ca. 1,5 kg aber den lassen wir hier mal aus dem Vergleich raus. Dieser Sattel mit Schraubenfedern ist rein optisch eine völlig andere Hausnummer. Wer den benutzt, achtet nicht auf Gewicht.
Die sehr leichten Sättel sind schmaler und härter als normale Modelle. Hier ist das Tuning zwar effewktiv aber nicht jeder kommt mit solchen Sätteln klar.
Gepäckträger
- Racktime Add-it (Aluminium) - 740 g
- Tubus Fly Evo (Stahl) - 350 g
Die Gepäckträger von Tubus sind aus Stahlrohr, die mmeisten Hersteller benutzen heute aber noch Vollmaterial Aluminium. Hier sind die Stahlrohre im Vorteil, sie sind leichter und stabiler.
Pedale
- Shimano Zee PD-GR500 - 535 g
- Wellgo LU-T 14 Tourenpedalsatz - 460 g
- Shimano SPD-SL PD-R550 - 310 g
- Shimano Dura Ace PD-R9100 - 230 g
Vorbau
- Voxom Vb3 25,4mm, 80mm Höhenverstellbar - 280 g
- RXL SL RX60 Kohlefaser Vorbau - 120 g
Schrauben
Wenn nicht schon der Rahmen aus Titan ist, ergibt sich fast ausschließlich die Verwendung von Titanschrauben und -muttern. Diese können über 50% Gewichtsersparnis bringen aber so eine einzelne Schraube bzw. Mutter wiegt ja auch nur sehr wenig. Eine Mutter M6 kostet etwa 2 Euro, die Unterlegscheibe 1 Euro und die Schraube über 2 Euro. Die Masse beträgt 5-6 Gramm für Stahl und 3 Gramm für Titan. Optimistisch betrachtet kann man 30 Schrauben ersetzen, das ergibt 100 g Einsparung und das Ganze kostet rund 100 - 150 Euro. 60 g sind ein kräftiger Schluck aus der Trinkflasche.
- verschiedene Schrauben M6x20; (vereinzelt M6x18, wenn 20 mm nicht lieferbar ist)
Hier wird deutlich, daß die gebräuchlichste Schraube die schwerste ist. Daß Titan am leichtesten ist, verwundert nicht sehr. Aber daß dieVierkantschraube mit verkleinertem Sechskant auch deutlich weniger wiegt als alle anderen Modelle, war nicht unbedingt zu erwarten. Die flachen Halbrundkopf-Schrauben wiegen annähernd gleich viel, es ist also unerheblich, ob man Stahl oder NiRo einsetzt. Die Form des Kopfes ist fast ebenso wichtig wie das Material, wenn es um reines Tuning der Masse geht. Titanschrauben wiegen 47% der üblichen NiRo-Imbusschrauben. Die Sechskantschrauben mit verkleinerter Schlüsselweite erreichen aber beachtliche 64% bei geringerem Preis, sind also die technisch sinnvollere Version. Die Differenz von einem Gramm zur Titanschraube ist also das, was eigentlich unterm Strich herauskommt.
Gewichtstuning für 2 Euro pro Gramm Einsparung ist also mit Verwendung von Titanschrauben erreichbar. |
Es geht aber noch verrückter. Für nicht stark beanspruchte Teile (z. B. Trinkflaschenhalter) kann man Aluminiumschrauben verwenden. Und wenn es dann ganz exklusiv werden soll, gibt es hochlgebohrte Titanschrauben. Diese Titanschrauben haben noch eine höhere Festigkeit als normaler Stahl, sind bedeutend leichter. Aber sie kosten dann eben auch 5 Euro pro Stück.
Lenkerbügel
Gerade hier sparen Puristen gerne - und wenn es nur wenige Gramm sind. Am Singlespeed sieht man oft abgesägte Lenkerbügel, 5 cm sparen bei Aluminium etwa 50-70 g. Mehr bringt ein Lenkerbügel aus Karbon. Abgesägte Lenkerbügel sind eine recht auffällige Tuningmaßnahme, sie bringen aber nur sehr wenig Einsparung.
- Standard-Bügel - 300g
- Signswise Lenker 680mm volle Carbonfaser - 210 g
Dabei sind die Karbonlenker nicht mal deutlich teurer. Allerdings ist die faser extrem anfällig gegen zu starke Klemmungen und davon gibts am Fahrradlenker ja reichlich.
Es gibt noch zahlreiche weitere Möglichkeite, Gewicht zu reduzieren. Das hier gelistete ist nur das, was am häufigsten genannt und angewendet wird.
- Kette
Es gibt Leichtbaumodelle, telweise mit hohlen Bolzen und anderen Rafinessen. Man kann damit ordentlich Gewicht sparen aber allen diesen Ketten ist gemein, daß sie nur sehr kurz halten. Deshalb gilt für Ketten das Gleiche wie für Aluminiumschrauben: Kann man verwenden, ist aber wenig sinnvoll, da die Funktion sehr eingeschränkt ist.
- Zahnkränze
Kränze aus Duraluminium haben sich nicht bewährt, sie verschleißen zu schnell.
Literatur
- Christian Smolik: Fahrrad-Tuning, schneller, schöner und leichter, Verlag Moby Dick, 1. Auflage 1990, ISBN 978-3922843511
- Christian Smolik: Fahrradtuning für Rennrad und Mountainbike, Verlag Moby Dick, 1998, ISBN 978-3895950018
Weiterführende Links
- Tuning-Bikes.de
- Bike-Components.de
- Mountainbike-Magazin: MTB tunen
- E-Bike-Tuning bei fahrrad.xxl
- Ebiketuningshop.com
- https://fahrradtuning.wordpress.com
Fußnoten