Fahrradpflege

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Kettenpflege am Fahrrad - Mythen, Legenden, Unsinn

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Um es kurz zu machen: die eine und einzige richtige Methode gibt es nicht. Dafür gibt es allerdings viele unsinnige Vorschläge, wie man eine Fahrradkette sauber macht und pflegt.

Es kursieren die abenteuerlichsten Anleitungen und Methoden, von denen allerdings nur wenige wirklich tauglich sind.

Die Fahrradkette ist ein hochbelastetes Bauteil, welches permanent geschmiert werden muß, um vernünftig zu funktionieren. Wasser und Sand sammeln sich an der fettigen Kette gern an, waschen die Kette aus, dringen in kleinste Ritzen ein und führen früher oder später zu unangenehmen Geräuschen, einer rostigen oder klemmenden Kette.

Grundsätzlich muß man zwischen Schaltungsketten und Ketten für Nabenschaltungen bzw. starre Übersetzung unterscheiden. Letztere verlangen ungleich weniger Wartung. Ketten, die nicht schalten müssen, begnügen sich auch über Jahre mit einigen Tropfen Nähmaschinenöl oder irgendwelchen anderen schmierenden Stoffen, hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt (mehr dann weiter unten). Selbst Salat- oder Babyöl kann man hier notfalls verwenden, das ist in frischem Zustand immer noch besser als keine Schmierung (gefährlich für die Kette wird es, wenn solche fettsäurebasierten Öle ranzig werden).

Bei Kettenproblemen - gleich welcher Art - hilft es im Zweifelsfall, eine Rohloff SLT-99 aufzuziehen. Das kann alle Probleme beseitigen, wenn auch die Kette nicht ganz billig ist. Die vergoldete Version ist allerdings eher was für die Vitrine. Die Ketten gibt es nur leider nicht mehr im Handel, nur noch Restexemplare. Wenn ihr die irgendwo findet, greift zu!!

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Falls Du diesen persönlichen und professionellen Erfahrungen und Theorien nicht folgen willst oder kannst, wirst Du an dieser Stelle weder Idiot noch Bösewicht genannt, weil Du vielleicht sogar Recht hast. Bitte erweise dem Autor gleiches Entgegenkommen.
Sheldon Brown zum Thema Kettenpflege


ein Versuch der kurzen Zusammenfassung:
  • Irgendwelches Öl oder Fett ist besser als Nichts.
  • Kärcher tötet jede Kette.
  • Zahnbürste und Putzlappen sind noch immer aktuell zur Reinigung.
  • Eine saubere Kette, die gut funktioniert, gibt es nicht.
  • Es gibt kein Mittel, das gleichzeitig gut reinigt und gut schmiert.



Inhalt


Allgemeines


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Es gibt eine Menge Geschichten, wie man sein Fahrrad am besten sauber bekommt. Man kann wirklich eine Wissenschaft draus machen. Es kann ja nicht sein, daß man wie unsere Väter und Großväter einfach einen Lappen nimmt und den Dreck abwischt.

Man muß keine teure Chemie einsetzen, man muß nicht mit komplizierter Technik anrücken. Aber man kann. Entscheidet selbst, welche der Methoden euch zusagt, es gibt wie so oft kein Optimum für alle Fälle.

Auf dieser Seite soll ein wenig über die gängigsten Methoden und auch über etwas abwegige Gedanken berichtet werden, nicht alles ist tierisch ernst gemeint.



Putzlappen


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Der gute alte Putzlappen ist nach wie vor weit verbreitet. Moderne aber auch teure Mittelchen versprechen manchmal Wunder, dagegen scheint der Putzlappen keine Chance zu haben, ist antiquiert und mühsam.

Aber das stimmt nicht. Egal ob man nun einen trockenen Lappen nimmt oder den vielgepriesenen mit etwas Öl getränkten Lappen, diese Methode ist unschlagbar günstig, kinderleicht und auch nicht langsamer oder weniger gründlich als die meisten anderen Methoden. Die scheinbar oder tatsächlich mühelosen Methoden haben hingegen manchen Haken aufzuweisen.



Shampoo


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Man kann Shampoo oder was Ähnliches mit Wasser verdünnen, bis etwa eine Lösung wie beim Geschirrspülen entsteht. Dieses wird mit einer normalen Sprühflasche aufgetragen und wieder abgewischt. Das geht besser als ein Eimer mit Schwamm, da man besser dosieren kann. Kette und Antrieb werden einfach dabei ausgespart und mit Putzlappen behandelt. Dies ist eine schnelle und recht gründliche Wäsche. Verwendet nicht zu viel Wasser bzw. Reinigungsmischung, auf die Menge kommts nicht an.



Öl


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Bis vor etwa 20 Jahren war es richtig, wenn man am Fahrrad einfach überall reichlich Öl verteilt hat. Irgendwie konnte man damit (mit wenigen Ausnahmen) nicht viel falsch machen. Damals war es üblich, für alles das gleiche Öl zu nehmen, meist war es Nähmaschinenöl oder was Ähnliches. Damit wurde die Kette geschmiert, es gab noch aus "alter Zeit" Naben, die Ölnippel hatten und sowieso hat man reichlich davon verteilt.

Heute stimmt das nur noch bedingt. Es gibt eine Unmenge an Schmierstoffen, die Öl heißen und viele davon sind was ganz Anderes als das damals verwendete. So bezeichnet heute Kettenöl eine sehr zähflüssige Masse, Pflegeöle sind oft Flüssigwachse.

Prinzipiell kann man auch heute noch fast überall ölen, wenn dies vorsichtig geschieht. Ketten verlangen besondere Pflege, siehe dazu Kettenpflege. Am Sattel war Öl nie so richtig das Pflegemittel Nr. 1 - siehe dazu Sattelpflege. Aber an fast allen Stellen sonst ist Öl nicht falsch. Nur an den Bremsen muß man vorsichtig sein.



Druckluft


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Diese Methode haben die Wenigsten auf dem Plan. Statt Kränze und Kette mit der Zahnbürste zu reinigen, kann man auch gut Luft aus dem Kompressor nehmen, so man dann einen hat. Vor allem Zahnkränze bekommt man oft gut sauber, wenn der Dreck nicht zu sehr kleistert. Man muß aber aufpassen, wohin man das fettige Zeug pustet. Wenn man nicht aufpaßt, schafft man sich mehr Arbeit, als man vorher hatte. Es ist vorteilhaft, hinter der abzupustenden Stelle ein ausreichend großes Stück Pappe zu halten.



Hochdruckreiniger


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Hochdruckreiniger könnten von der Fahrradindustrie erfunden worden sein. Kaum was Anderes kurbelt die Konjunktur der Neukäufe so schön an. Sucht man eine möglichst sichere Methode, sein Fahrrad zu ruinieren, dann wählt man diese Anlagen. Zwar wird es erstmal schön sauber aber der hohe Druck läßt Wasser überall eindringen und spült auch erwünschte Öle und Fette aus ihren Lagern. Der bequeme und schnelle Reinigungseffekt wird mit langfristiger Beschädigung vieler Fahrradteile erkauft, als Reinigungsmethode ist das absolut nicht zu empfehlen.



Autowaschanlage


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Niemand kann ein Fahrrad so in einer Waschanlage abstellen, daß es sicher steht und nicht herumgewirbelt wird. Und es selbst festhalten? Das ist wohl auch keine sehr gute Idee.

Man kann sein Fahrrad aber am Auto belassen, beispielsweise auf dem Heckträger. Auf dem Dach wäre ungünstig, da steht das Rad zu unsicher. Der Wasserdruck ist erträglich, die Reinigungsleistung dürfte ordentlich sein. Allerdings wird dabei nur eine Seite vom Fahrrad sauber und wenn man überlegt, wie schnell Scheibenwischer, Antennen usw. am Auto beschädigt werden können, dann wird klar, daß man sich sehr schnell was abreißen kann. Es kann eine Lösung für den aufmerksamen Faulpelz sein, man riskiert aber, daß der Dreck von der Kette nach der Prozedur am Auto klebt.



Regen


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Es gibt ganz Schlaue, die sprühen ihr Fahrrad schön dick mit irgendeinem Mittel ein, das Tenside enthält, also Spülmittel, Shampoo oder ähnliche Sachen. Das Zeug kleistert erstmal mächtig. Dann kann man das Rad im Freien stehenlassen und beim nächsten kräftigen Regen wird alles sauber...

Erstmal erscheint das als gute Idee. Aber einerseits braucht man wirklich starken Regen, um alles wieder abzubekommen und außerdem steht das Rad dann in einer Schaumwolke und der nächste Polizist ist gewiß nicht sehr weit. Selbst wenn man das auf dem heimischen Grundstück plant: man hat nie eine Gewißheit, daß das Reinigungsmittel wirklich abgespült wird und wenn Reste am Fahrrad verbleiben, ziehen sie den Dreck umso mehr an.



WD-40


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WD-40 gilt als "Zaubermittel" für Fahrradmonteure. Es basiert auf Petroleum, ist ein Kriechmittel, was wirklich überall hin kriechen kann. Man kann wunderbar festsitzende Verbindungen lösen. Wenn irgendwo was quietscht, sprüht man WD-40 in die Gegend und meistens gibt sich das Quietschen irgendwann. Aber es ist kein Allheilmittel, vor allem nicht langfristig.

WD-40 ist kein Schmiermittel! Es hat zwar leicht schmierende Eigenschaften aber es löst alle Schmierstoffe auf, verdünnt sie und irgendwann hat man das Gegenteil von dem erreicht, was man wollte.

WD-40 ist eine Chemikalie für Reparaturarbeiten, das ist kein Pflegemittel. Wenn man es so einsetzt, wie es gedacht ist, kann es Wunder bewirken, als Hilfsschmiermittel taugt es jedoch nichts. Zur Fahrradreinigung ist es nicht geeignet bzw. nur für ganz gezielten Einsatz an festsitzenden Teilen.

Als Hilfsmittel auf Zahnbürste oder Putzlappen ist WD-40 ok, ansonsten versteht das aber bitte als "Werkzeug" für festsitzende Verbindungen, dafür wurde es erschaffen.