Chungking Mansions

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Was ist Chungking Mansions?


So sieht es am Eingang der Chungking Mansions beim Vorübergehen aus.
Blick vom gegenüberliegenden Gebäude aus dem 14. Stock

Chungking Mansions ist ein Haus in China. Könnte man so sagen, ist aber nur die halbe Wahrheit. Aber es ist ein bißchen mehr, in 5 Blöcken auf 17 Etagen verteilt findet man mitten in der City von Hongkong Geschäfte, Pensionen, Hotels, Minifabriken und Wohnungen. Chungking Mansions ist ein Schandfleck, sagen die Einen, die Anderen meinen, es ist noch der letzte verbliebene Rest der 60er Jahre im Zentrum Hongkongs.

Mansion bezeichnet im Englischen ein Landhaus, mitunter auch ein Herrenhaus bzw. ein herrschaftliches Wohnhaus oder eine Villa. Hmmmm, irgendwie scheint das aber alles nicht so recht zuzutreffen? Als das Chungking Mansions 1962 gebaut wurde, war es ein Wohn- und Geschäftshaus der gehobenen Kategorie. Daher also der Name Mansions. Chúng bedeutet auf Vietnamesisch(???) so viel wie "unser". Mit etwas Phantasie könnte man also Chungking Mansions mit Königliches Herrenhaus übersetzen. Wer schon mal drin war, wird unweigerlich schmunzeln.

Irgendwie haben die Mansions heute noch ein ganz klein wenig den Flair der legendären Kowloon Walled City, der "Stadt der Dunkelheit", wo bis 1989 1,3 Mio. Einwohner auf einem km² lebten.

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... das beste Beispiel einer gelebten Globalisierung ...
Time Magazine

Das Chungking Mansions liegt in Tsim Sha Tsui in Kowloon im Süden von Hongkong gegenüber von Hongkong Island unweit der Fährstation der Star Line. Der Häuserblock liegt direkt an der zentralen Einkaufsstraße Nathan Road und hat die Hausnummer 38-42. Diese Hausnummer ist nicht offensichtlich erkennbar, der Haupteingang führt in ein Labyrinth mit Marktständen, beginnend mit Geldwechselstuben. Auch wenn es nicht so scheint, hier ist man richtig.

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Die Gässchen in diesem Gebäude sind voller Inder, Pakistanis und Nigerianern plus geschätzter 120 anderer Nationalitäten
National Geographic Traveller

Man sieht wirklich recht wenig Chinesen, die stehen hauptsächlich am Eingang. Irgendwie sind alle Nationen und Hautfarben vertreten. Im Gegensatz zum restlichen Hongkong spricht hier eigentlich jeder irgendwie Englisch.

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20% der Mobiltelefone in Schwarzafrika wurden im Chungking Mansions gekauft.
Gordon Mathews

Es gibt tatsächlich Mobiltelefone für 1,50 Euro. Das sind natürlich ältere Modelle aber zumindest tut sich was auf dem Bildschirm, wenn man sie anschaltet. Ich habe es allerdings nicht ausprobiert, eins zu kaufen. Warum eigentlich nicht? Naja, nächstes Mal. Eine recht modern aussehende Uhr hat den Heimweg nicht überlebt. Das waren auch 1,50 Euro, das Glas ist abgefallen und darauf auch gleich die Zeiger...

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Das quirlige Leben der Mansions kann man am besten erleben, wenn man das hervorragende Essen dort probiert.
National Geographic Traveller
An diesem Stand gibts leckeren indischen Milchtee, morgens das Richtige zum Aufwachen.

Es ist immer was los in den Mansions. Nur vormittags geht es etwas beschaulicher zu. Vor 10:00 Uhr öffnet kaum einer der Stände und Läden, nur die indischen Frühstücksimbisse sind geöffnet. Als Nächstes öffnen die Waschsalons. Anders als in Europa wäscht man nicht selbst sondern gibt sein Päckchen ab und bekommt alles am Abend sauber zurück. Das hat pauschal 3 Euro gekostet, ich glaube, es ist relativ egal, wie viel man abgibt.

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Täglich halten sich ca. 4000 Menschen im Chungking Mansions auf, es gibt etwa 90 Gasthäuser mit insgesamt 1.000 Betten, außerdem 380 Geschäfte, Gasthäuser und Restaurants.
Raymond Chan, Jacqueline Choi, Edith Liu: Chungking Mansions Uncovered, 25. Mai 2011. In: US-China Today

Es ist wirklich aussichtslos, alles im Chungking Mansions erkunden zu wollen. Nicht, daß man irgendwo abgewiesen werden würde aber man entdeckt ständig Neues. Irgendwo gibt es dann doch immer noch einen kleinen Durchgang irgendwohin, was man bisher übersehen hat. Die Mansions sind allein schon einen Urlaub wert. Nur nicht für Jedermann. Es ist was Besonderes.



Galerie 1




Blöcke


Wie die Fotos entstanden sind, ist hier nachzulesen. Ich kannte bis zu meinem Aufenthalt in Hongkong nur Bilder des Komplexes von der Straße aus, deshalb wollte ich mir das mal von oben ansehen. Die typischen Bilder des Chungking Mansions zeigen die Fassade von der Nathan Road aus, wenn man sich auf dieser Straße befindet, erkennt man das nicht.

Im Chungking Mansion sind in etwa 90 Gästehäusern ca. 1000 Betten vorhanden. Von innen sind die unterschiedlichen Blöcke nicht erkennbar, nur die Fahrstuhlnischen tragen entsprechende Bezeichnungen. Dabei fahren die jeweils zwei Lifte in gerade bzw. ungerade Etagen. Üblicherweise kann man die Etagen auch über Treppen wechseln, manchmal sind die Türen dann aber zugeschlossen. Die Guesthouses sind üblicherweise sauber, Preise für Verhältnisse in Hongkong sehr günstig.

Das ganze Umfeld ist für Mitteleuropäer wenig einladend, der erste Eindruck trügt aber. Die Gassen rund ums Chungking Mansions erfüllen jedes Klischee wenn man an Schmutz und Kriminalität denkt. Aber dem ist nicht so, schaut man etwas näher hin.

Am Eingang des Chungking Mansions, dort wo die Wechselstuben sind, wird man auf billige Quartiere angesprochen. Das kann man ruhig annehmen, auch wenn es ein wenig billiger wird, wenn man selbst auf Suche geht. Man kann sein Quartier auch in deutschen Reisebüros buchen, dann kostet das Ganze aber statt 15 schnell mal 35 Euro pro Nacht.


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Block A


EtageName
3 Tai Wan Guest House
4-5 Chungking Guest House
6 London Guest House
6-7 Pay Less Guest House
7 First Guest House
7 Welcome Guest House
7 Double Seven Guest House
8 Sun Ying Guest House
8 Toms Guest House
8 New Asia Guest House
8 New Mandarin Guest House
11 Fortunate Guest House
11 New International Guest House
11 Rhine Guest House
12 Peking Guest House
12 New Peking
12 Super Guest House
13 Rhine Guest House
13 Ashoka Guest House
13 Capital Guest House
14 Hollywood
14 Four Season Guest House
14 Tokyo Guest House
14 Hawaii Guest House
15 Park Guest House
15 Kyoto Guest House
15 Ocean Guest House
15 Spring Guest House
16 Travellers Hostel
16 Delta HK Hotel Guest House
17 New Super Guest House
17 Sandhu New UK Hostel Guest House




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Block B


EtageName
3 Dragon Inn
3 Dragon Hotel
4 Harbour Guest House
5 Chung King Lodge
5 Guangdong Guest House
5 Super7 Hostel
6 Kamal Guest House
7 New York Guest House
Guest House
Guest House
Guest House
Guest House
Guest House
Guest House
Guest House
Guest House
Guest House
Guest House
Guest House
Guest House
Guest House




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Block C


EtageName
Guesthouse




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Block D


EtageName
Guesthouse




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Block E


EtageName
Guesthouse




Das sind die Chungking Mansions im Umfeld von Kowloon
Lage der 5 Blöcke; farblich unterschieden. Die Nathan Road mit dem Haupteingang befindet sich am rechten Bildrand



Markthalle


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Da kommt man also als ahnungsloser Besucher in die Stadt und sucht seine Herberge in der Hauptstraße der Stadt. Hausnummern werden blockweise vergeben und so bin ich also mehrmals am richtigen Eingang vorbeigelaufen. So richtig kann ich nicht glauben, am richtigen Ort zu sein, ich bin doch in der Markthalle? Alles, was in so einem Markt sein kann: indische Imbißstände, Händler mit Uhren und Telefonen (waaas, ein Telefon für umgerechnet 3 Euro?), Klamottenläden, Taschen und Koffer und dann die vielen Wechselstuben. Komisch, was suchen die in einer Markthalle? Etwas weiter hinten kommt plötzlich eine Nische, die im Gegensatz zur übrigen Umgebung sehr sauber ist, Fliesen an den Wänden, zwei ordentliche Fahrstuhltüren und Schilder mit Wegweisern: Peking Guesthouse, Shanghai Guesthouse… Immer etwa 3 davon teilen sich eine Etage. Also bin ich doch nicht ganz falsch? Im dritten Block entdecke ich dann „mein“ Marcopolo Guesthouse, also rauf in die 15. Etage. Dort hat man vielleicht einen schönen Ausblick?

Nicht ganz der tolle Ausblick aber die Zimmer haben sogar Fenster. Zwar vergittert wie im Knast aber immerhin. Klimaanlage und Ventilator funktionieren sehr gut, jedes Zimmer hat sein eigenes Klima. Ohne würde man es als Mitteleuropäer schwer aushalten. Toilette und Dusche sind vereint, wozu auch Platz verschwenden? Auf etwa 2 x 3 Metern ist somit alles vorhanden, daß 2 Personen zur Ruhe kommen können.



Umgebung


Die Nathan Road ist eine der zentralen Einkaufsstraßen von Hongkong, sie ist eigentlich die Hauptstraße in Kowloon. In der Umgebung der Chungking Mansions befinden sich zahlreiche teure Geschäfte und Hotels, irgendwie paßt das nicht mehr so richtig ins Bild. Andererseits wimmelt es zu jeder Uhrzeit von Touristen und Einheimischen im Inneren, der Gebäudekomplex ist beliebt. Angeblich werden 20 % der Mobiltelefone in Afrika südlich der Sahara im Chungking Mansions gehandelt. Ähnliche Geschäfte sieht man in der Umgebung kaum, dort überwiegen eher teure Einkaufsmöglichkeiten für Elektronik, Fototechnik, Uhren usw.

Gegenüber befindet sich ein modernes großzügig dimensioniertes Einkaufszentrum, in der Nähe sind zwei Stationen der Metro.



Horror?

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Sieht das aus wie eine Horrorgeschichte? Vielleicht, wenn man es nicht kennt. Es ist aber nicht weiter „schlimm“, im Gegenteil. Das Zimmer im Marcopolo Guesthouse ist sehr sauber, Duschbad ist reichlich vorhanden. Zwei Dinge, die man in 3-Sterne-Häusern in Deutschland nicht als selbstverständlich voraussetzen kann. Das Personal ist äußerst freundlich und zuvorkommend, einzig die Enge ist gewöhnungsbedürftig. Für 30 Euro pro Nacht ein Zimmer im absoluten Zentrum der Stadt und dem Komfort, den man braucht. Nicht mehr aber auch nicht weniger, ich würde es empfehlen. Sucht man europäischen Standard, ist schnell die vierfache Summe fällig.

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Übrigens: wer etwas aus dem Fenster wirft, wandert für 6 Monate in den Bau, harte Sitten hier. Siehe Bild links: Zigaretten oder Gegenstände aus dem Fenster werfen ist streng verboten und wird mit 10.000 HK$ sowie 6 Monaten Haft bestraft. Es scheint zu wirken. Obwohl alles ziemlich "heruntergekommen" wirkt, ist es doch nicht schmutzig, man sieht nirgendwo Zigarettenkippen herumliegen. Der erste Eindruck täuscht. Hongkong ist überhaupt erstaunlich sauber. Man wirft hier nichts einfach auf den Boden.

Die Fahrstühle haben ein gewisses Eigenleben. Wenn sie sich überlastet fühlen, bewegen sie sich nicht. Das bedeutet nicht, daß sie überfüllt sein müssen. Statt daß jetzt Leute den Fahrstuhl verlassen, gehen alle erstmal an die Wand des Fahrstuhls. Meist hilft das schon. Muß man nur wissen und als unwissender Europäer wird man lächelnd darauf hingewiesen.

Ein Guesthouse im Chungking Mansions in der Nathan Rd. 38-42 – ich würde sagen, ein Geheimtip für Hongkong. Ich war im Marcopolo Guesthouse, telefonisch erreichbar über +852 2721 4815 - man bezahlt bei Direktbuchung weniger als die Hälfte, als wenn man einen der bekannten Anbieter wählt.



Frühstück in Hongkong


Ein klassisches Frühstück wie wir es kennen gibts im chinesischen Hotel wohl nicht. Oder ich habe nur nicht die gehobenen Preisklassen kennengelernt? Aber das ist nicht weiter schlimm.

Früh am Morgen, so gegen halb 10, kann man sich im Chungking Mansions ein nettes Frühstück gönnen. Die meisten Marktstände haben noch geschlossen. Deren Besitzer eilen umher, schleppen Waren durch die Gänge oder sitzen beim Tee zum Frühstück in einem der kleinen Imbißstände. Ich habe da einen Inder zu meinem Lieblingsort auserkoren. Es gibt Schwarztee mit Ingwer, Honig und Milch. für 15 HK$ (1,50 €) so viel man möchte. Gäste werden nur mit der Frage nach Tee begrüßt, weiter nichts. Es gibt auch noch Süßes und Salziges. Ich probiere am ersten Morgen alles aus, das Gebäck sieht teilweise abenteuerlich aus aber alles schmeckt. Ok, manches war mir dann doch zu süß. Aber alles, was man noch so zum Tee verspeist, gehört zum Einheitspreis dazu.

Man sitzt in Ruhe, denkt nach, liest Zeitung oder redet leise miteinander. Keine Spur von Hektik, der Tee wirkt wie Beruhigungspillen. Ringsum fängt die Wuselei an. Chungking Mansions macht sich bereit für den Tag. Ich sitze beim Tee und lasse es mir gutgehen. Besser kann man in Hongking nicht frühstücken. Meine ich jedenfalls.



Galerie 2




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