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Die '''Tristesse''' bezeichnet ein [[Gefühl]] oder einen [[Ästhetik|ästhetischen Eindruck]] der [[Traurigkeit]], der Trübseligkeit, des [[Jammer]]s oder der Ödnis. Sie kann sowohl zur Beschreibung von [[Emotion]]en oder [[Stimmung (Psychologie)|Stimmungen]] als auch zur Bezeichnung von Zuständen, Gegenständen oder Orten verwendet werden. In diesem Fall drückt der Begriff [[Langeweile]], Geistlosigkeit oder Mangel an Abwechslung aus.
Häufiger als das Substantiv ''Tristesse'' wird im Deuschen Deutschen das Adjektiv ''trist'' verwendet. Der Begriff wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts von deutschen Studenten vom [[Französische Sprache|französischen]] Wort ''triste'' abgeleitet. In der ersten Zeit nach der Übernahme des französischen [[Fremdwort]]s findet sich des Öfteren dessen End-E auch in der deutschen Sprache. Das gesamte Wortfeld gilt als negativ [[Konnotation|konnotiert]].
Im 20. Jahrhundert ging das Adjektiv ''trist'' in den deutschen Wortschatz über, wohingegen das Substantiv ''Tristesse'' immer noch als französisches Fremdwort erkennbar ist und vorwiegend in akademischen Kreisen verwendet wird.
In den anderen stark vom Französischen beeinflussten [[Dialekt]]en und Kleinsprachen ist der Terminus stets ähnlich, so wird aus dem französischen ''triste'' im [[Wallonische Sprache|Wallonischen]] ''triss'' und im [[Provenzalische Sprache|Provenzalischen]] ''trist'' oder ''triste''. Auch in anderen [[Romanische Sprachen|romanischen Sprachen]] bleibt der [[Wortstamm]] erhalten, Beispiele seien das [[Italienische Sprache|italienische]] ''triste'' und das [[Spanische Sprache|spanische]] ''triste''.<ref>[http://francois.gannaz.free.fr/Littre/xmlittre.php?requete=triste&submit=Rechercher francois.gannaz.free.fr]</ref>
Gemeinsame Wurzel ist aber das [[Latein|lateinische]] Wort ''tristis'', das verschiedene Bedeutungen hatte. Im Gebrauch mit ''fatum'' (das Schicksal), ''morbus'' (der Tod), oder ''bellum'' (der Krieg) lässt es sich als „unglücksverheißed„unglücksverheißend, trauerbringend, unheilvoll oder gefährlich“ übersetzen. In der Verwendung bei ''senex'' (das Alter) oder ''vita'' (das Leben) wird es jedoch häufig als „unfreundlich, ernst oder streng“ aufgefasst. Bei [[Charon von Lampsakos]] findet sich ''tristis'' bei ''vultus'' (die Miene) oder ''navita'' (der Seemann) in der Bedeutung „grimmig, hart oder finster“. In Verbindung mit ''sapor'' (der Geschmack) kann es aber auch mit „bitter, herb oder widerlich“ übersetzt werden. Mit ''amici'' (der Freund) heißt es schließlich „traurig“. Das zugehörige Sustantiv ''tristitia'' wird vor allem in der Bedeutung „die Traurigkeit“ verwendet.<ref>J. M. Stowasser, M. Petschenig und F. Skutsch: ''Stowasser. Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch''. Wien 1994, Seiten 524f. ISBN 3209014957</ref>
== Wahrnehmung des Tristen ==
Kunstwerke gelten dann als schön, wenn sie facettenreich, reichhaltig und sinnstiftend sind.<ref>Walter Schurian: ''Psychologie Ästhetischer Wahrnehmungen''. Westdeutscher Verlag, Obladen 1986, Seite 61, ISBN 3531117939.</ref> Eine solche „schöne“ ästhetische Wahrnehmung lässt den Betrachter ein [[Glück]]s<nowiki>gefühl</nowiki> empfinden. So schrieb zum Beispiel schon [[Ludwig Wittgenstein]]:
: „''Und das Schöne ist eben das, was glücklich macht.''“<ref>Ludwig WiitgensteinWittgenstein: ''Schriften. Tagebücher 1914–1916''. Frankfurt am Main 1960, Seite 179.</ref>
Sparsame, abstrakte und triste Kunstwerke werden in der Regel als weniger schön empfunden und hinterlassen einen nachdenklichen, eher an die [[Kognition]] oder das formal-logische Denken im Sinne [[Jean Piaget|Piagets]] gerichteten, Eindruck. Sie erzeugen sogar eine eher traurige Stimmung. In einem Versuch der vergleichenden Bildbeurteilung, in dem Probanden eher triste Bilder von [[Piet Mondrian]] und farbenfrohe, fröhliche Bilder von [[Friedensreich Hundertwasser]] gezeigt wurden, gaben fast alle Teilnehmer an, dass die fröhlichen Bilder Hundertwassers schöner sind. 71% der Befragten gaben an, dass ihnen kräftige Farben generell besser gefallen als blasse Farben.<ref>Walter Schurian: ''Psychologie Ästhetischer Wahrnehmungen''. Westdeutscher Verlag, Obladen 1986, Seite 71. ISBN 3531117939</ref>
=== Alltag und Massenproduktion ===
[[Image:A-line1913.jpg|thumb|right|Das Fließband in der industiellen industriellen Massenproduktion steht für Monotonie und Tristesse]]Für viele Menschen ist der Begriff [[Alltag]] zum Inbegriff von Tristesse geworden. Ihnen fällt es schwer , sich an die Monotonie routinemäßig ablaufender Zeitzyklen zu gewöhnen. Insbesondere die Alltagsverliebtheit des abfallend abfällig bezeichneten [[Spießbürger]]tums und des [[Kleinbürger]]tums wird häufig als trist empfunden. Sie wurde Motiv vieler künstlerischer Umsetzungen, ; besonders [[Hermann Hesse]] ist bekannt für seine Hassliebe auf die [[Pedanterie]] der Bürgerlichkeit.
:„''Ich habe das gern, auf der Treppe diesen Geruch von Stille, Ordnung und Sauberkeit, Anstand und Zahmheit zu atmen, der trotz meinem Bürgerhass immer etwas rührendes für mich hat, und ich habe es gern, dann über die Schwelle meines Zimmers zu treten, wo das alles aufhört, ...''“<ref>Hermann Hesse: ''Der Steppenwolf.'' in ''Gesammelte Werke, Band 10.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1987. Seite 208. ISBN 3518381008''</ref>
Andererseits erfreut sich der Alltag auch immer wieder einer großen Beliebtheit. [[Siegfried Kracauer]] entdeckt sogar eine neue „''Exotik des Alltags''“.<ref>Siegfried Kracauer: ''Die Angestellten.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1980. Seite 11. ISBN 3518365134</ref> In der Tat scheinen viele Menschen bemüht zu sein , die Tristesse des Alltags zu überwinden.
Oft wird auch die [[Fließbandfertigung]] und die industielle industrielle Massenproduktion zur [[Metapher ]] für das Gefühl der Tristesse. Die Vorstellung gezwungen zu sein , unter Zwang immer wieder den gleichen Handgriff auszuführen , wirkt auf viele Menschen geradezu grotesk. Diese triste Umgebung wird zum Beispiel im Film [[Moderne Zeiten]] von [[Charles Chaplin]] karikiert.
== Tristesse in der Kunst ==
In der deutschen [[Literatur]] finden sich die ersten Verwendungen des Wortes Anfang des 18.&nbsp;Jahrhunderts bei [[Franz von Gaudy]] ''(„Tage und Wochen vergingen langweilig und triste bei Viertelsportionen“)''<ref>Franz von Gaudy: ''Die Sixtinische Kapelle''. In: Arthur Müller (Hrsg.): ''Sämtliche Werke''. Band 2, Verlag von M. Hofmann & Comp., Berlin 1853, Seite 149.</ref> oder bei [[Christian Dietrich Grabbe]] ''(„Oh, so musz ich den dicken Konrad holen, denn er ist wieder erschrecklich triste geworden, seitdem man die alte Chaussee ausbessert“)''.<ref>Christian Dietrich Grabbe: ''Werke''. Band 1, Seite 404.</ref> Zu dieser Zeit war die Verwendung des Begriffs in der Literatur aber noch selten, er war leicht als Fremdwort zu erkennen und in seinem Bedeutungsgehalt unscharf und schillernd.
[[Johann Wolfgang von Goethe]] nennt den Ausdruck zur gleichen Zeit mehrmals. So findet er sich in der [[Italienische Reise|Italienischen Reise]] aus den Jahren 1786-1788: „''der KafeeKaffee, der mir eine ganz eigne triste Stimmung gab.''“<ref>Johann Wolfgang von Goethe: ''Werke, Band 27.'' Seite 185</ref> oder auch in den [[Maximen und Reflexionen]]: „''... aber …aber es geht doch durch alles etwas tristes hindurch, das einen gewissen gedrückten Zustand andeutet und den Leser, wo nicht niederzieht, doch gewisz gewiss nicht erhebt.''“<ref>Johann Wolfgang von Goethe: ''Werke, Band 21.'' Seite 100</ref>
[[Heinrich Heine]] nutzt den Begriff in: „''Nie hat eines Menschen Wort einen tristeren und schmerzlicheren Eindruck auf mich gemacht.''“<ref>Heinrich Heine: ''Lutezia, Berichte über Politik, Kunst und Volksleben. 34'', Heinrich-Heine-Institut, Hamburg 1990</ref> Auch bei [[Hermann von Pückler-Muskau|Pückler]]<ref>Hermann von Pückler-Muskau: ''Briefe und Tagebücher.'' Band 1, Stuttgart 1840-41. Seite 332</ref>, [[E. T. A. Hoffmann]]<ref>E. T. A. Hoffmann: ''Sämtliche Werke in 15 Bänden.'' E. Griesebach (Hrsg.), Band 8, Leipzig 1900. Seite 137</ref>, [[Theodor Fontane|Fontane]]<ref>Theodor Fontane: ''Gesammelte Werke. 1. Serie: Romane und Novellen.'' Berlin 1890-91. Band 2, Seite 217</ref> und [[Jean Paul]]<ref>Jean Paul: ''Sämtliche Werke.'' Reimer (Hrsg.) 1826-38, Band 39, Seite 58</ref> findet sich die Tristesse.
:''der Trauerbaum, steht groß und unbewegt.''“<ref>Gottfried Benn: ''Tristesse'' in ''Sämtliche Gedichte.'' Klett-Cotta, Stuttgart 1998. Seite 316. ISBN 3608934499</ref>
1954 erschien in Frankreich ''[[Bonjour tristesse|Bonjour Tristesse]]'', der erste Roman der 18-jährigen [[Françoise Sagan ]] über die Trauer des Erwachsenwerdens. Ihr Buch wurde ein internationaler Bestseller und bereits 1958 durch [[Bonjour tristesse (Film)|Otto Preminger verfilmt]]. Der Romantitel wurde im Deutschen zum geflügelten Wort.
=== Musik ===
In der [[Musik]] wird Tristesse vor allem durch [[Monotonie (Phonetik)|Eintönigkeit]] erreicht, aber auch schwere [[Moll]]-Akkorden Akkorde erzeugen beim Hörer ein düsteres, tristes Empfinden. Fritz Göttler beschreibt [[Wolfgang Amadeus Mozart|Mozarts]] ''[[Die Zauberflöte]] '' als Inbegriff der europäischen Tristesse.<ref>Fritz Göttler: ''Im Geiste Mozarts'' in ''Filmmuseum München, Programmheft 01/07'' [http://www.stadtmuseum-online.de/aktuell/progheft10.pdf]</ref> Generell gilt, dassder Eindruck, je häufiger den eine Musik gehört wurdehinterlässt, desto umso trister der Eindruck ist, den je häufiger sie hinterlässtgehört wird. Gute Musik kann jedoch dazu dienen, phantastische Freiräume zu schaffen, als Ansporn, der Tristesse der tristen Realität zu entfliehen.
[[Bild:Water drop animation enhanced small.gif|thumb|left|[[George Brecht]] vertonte das Tropfen eines Wasserhahns]]
Das Empfinden von Musik ist aber sehr stark mit dem [[Zeitgeist]] verknüpft. Zum Beispiel galt [[Techno]], eine Musikrichtung, die stark auf das Stilmittel des [[Repetitives Arrangement]]s zurückgreift und der so durch ständige Wiederholung einzelner kurzer Fragmente eine gewisse Eintönigkeit innewohnt, galt in den 1990ern als Symbol für sexuelle Freiheit oder sogar [[Hedonismus]]. Fast 20 Jahre später hat sie diese Rolle aber eingebüßt und die innewohnende Tristesse steht stärker im Vordergrund, wie ein namenloser Kritiker bei einer CD-Kritik betont:
: ''Nun ''([[sic]])'' zehn Jahre später, hat das Modell Techno längst nicht ausgedient, ist aber wieder entweder in jene Subkultur zurückgekehrt, aus der es ursprünglich kam, oder feiert nach wie vor in Großraumdiscos ein gleichsam verwässertes wie schales Dasein, das an biederer Tristesse wohl gemeinhin nicht zu überbieten ist.''<ref>[http://www.prosieben.de/music_cd/showmusic/index.php?6331 CD-Kritik auf Pro7.de]</ref>
: ''Das Konzert ist die Urerfahrung, mit wem du deine Musik teilst. Wenn neben dir Stumpfstudenten stehen, die jede Zeile mitsingen, weil sie es witzig finden, und selbstironisch mitsingen,­ das ist dann eine ganz harte Grenzerfahrung.''
In einigen [[Subkultur]]en, wie beispielsweise in der [[Dark Wave|Dark-Wave]]-Szene, der [[Gothic (Kultur)|Gothic]]- oder der [[Metal]]-Kultur, gibt es, wie im [[Humanismus]] oder auch in der [[Romantik]], eine Hinwendung zum Gefühl der [[Melancholie]]. Hier ist düstere oder auch triste Musik gefragt. Bandnamen, wie der der deutschen Band [[Tristesse de la Lune]] oder aus dem lateinischen abgeleitete Bandnamen wie der der norwegischen Gruppe [[Tristania]] oder [[Tristitia]] aus Schweden verdeutlichen dies. Der Begriff ist in diesem Fall allerdings nicht mehr ausschließlich negativ konnotiert, sondern wird auch für Werbezwecke verwendet.<ref>[http://www.memuru.de/index.php?dat=2003-10-27 Beispiel für die Verwendung des Begriffs Tristesse in einer Kritik einer CD der Band Tiamat]</ref> Ästhetisch eher triste Musik ist aber nicht auf diese Subkulturen beschränkt, : Bands wie [[The Cure]], [[Joy Division]] oder [[Dead Can Dance]] sind berühmt für ihre eher depressive und mitunter tristen Stücke. Auch in der Popmusik sind triste Motive immer wieder anzutreffen.<ref>[http://www.zeit.de/2007/10/W-Tokio-Hotel Zeit Artikel über Tokio-Hotel „Tristesse für Millionen“]</ref>
Sehr eintönige Musik findet sich auch in der [[Minimal Music]] und in der Musik der [[Avantgarde]]. Vor allem in der [[Serielle Musik|Seriellen seriellen Musik]] wird als ein Stilmittel mitunter ein Ton sehr lange, manchmal minutenlang gehalten. Der [[Fluxus]]-Künstler [[George Brecht]] komponierte 1963 „''Water-Yam''“, Stücke aus dem Tropfen eines [[Wasserhahn (Technik)|Wasserhahns]]. Solche minimalen bis monotonen Stücke haben sind durch eine große immanente Tristesse. Häufig gekennzeichnet, häufig wird jedoch beim Hören dieser Art von Musik auch eine Spannung ([[Suspense]]) empfunden.
=== Malerei ===
In der [[Malerei]] spielt das Gefühl der Tristesse vor allem in der [[Landschaftsmalerei]] eine große Rolle. Hier kann mit grauen, braunen oder erdigen Tönen oder mit tiefhängenden, schweren Himmeln leicht eine triste Stimmung erzeugt werden.<ref>Georg Jakob Wolf: ''Joseph Schmid-Fichtelbergs Landschaften'' in ''Die Kunst, Monatshefte für freie und angewandte Kunst XXXXI.'' F. Brickmann A.-G. München 1920. Seite 104</ref>
Beliebt war dieses Motiv in der Niederländischen niederländischen Landschaftsmalerei des späten 17. Jahrhunderts, vor allem [[Jacob van Ruisdael]] und [[Jan van Goyen]] malen in dieser Zeit oft düstere und schwermütig wirkende Landschaften mit dramatischen Wolkenformationen, absterbenden Bäumen und herabstürzenden Wasserfällen. Diese Bilder werden zu Ausdrucksträgern subjektiver Empfindung und des Gefühls der Tristesse. Seit dem [[Humanismus#Humanismus_als_Epochenbegriff|Humanismus]] avancierte die [[Melancholie]] zu einer [[Modekrankheit]], und galt auch in der [[Romantik]] als schick. Aus diesem Grund trafen die Bilder bei einem großen Publikum auf WertgeschätzungWertschätzung.
Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts war vor allem [[Caspar David Friedrich]] für die Tristesse in seinen Bildern berühmt. Er verkörperte den typischen Romantiker, er war : eher [[introvertiert]], weltscheu, naturverbunden und religiös. Seine Bilder werden oft als melancholisch interpretiert. Die Themen kreisten oft häufig um Sein, Vergehen und Werden, so hat er sich zum Beispiel gefragt:
: ''Warum, die Frag’ ist oft zu mir ergangen, wählst du zum Gegenstand der Malerei so oft den Tod, Vergänglichkeit und Grab? Um ewig einst zu leben, muss man sich oft dem Tod ergeben.''
Dabei entfernte sich Caspar David Friedrich immer mehr von dem zu seiner Zeit verbreiteten Motiv des Erhabenen, das einen angenehmen Schauer auslösen sollte. Statt dieser Erhabenheitsinszenierung schafft schuf er eindringliche Dokumente voller Tristesse. [[Heinrich von Kleist]] fasst dies in dem berühmten Text ''Verschiedene Empfindungen vor einer Seelandschaft von Friedrich'' in die Worte:
: ''Nichts kann trauriger und unbehaglicher sein, als diese Stellung in der Welt: der einzige Lebensfunke im weiten Reiche des Todes, der einsame Mittelpunkt im einsamen Kreis. Das Bild liegt, mit seinen zwei oder drei geheimnisvollen Gegenständen, wie die [[Apokalypse]] da, als ob einem die Augenlider weggeschnitten wären.''<ref>Heinrich von Kleist: ''Empfindungen vor Friedrich’s Seelandschaft'' in Reinhold Steig (Hrsg.) ''Heinrich von Kleist’s Berliner Kämpfe.'' Spemann,Berlin, Stuttgart, 1901. Seiten 262-268</ref>
[[Bild:Katrin-briedermann-02.jpg|thumb|left|180px|Schwarzweißfotografie]]
Stilmittel, die in der Malerei für Tristesse stehen, werden mitunter auch in der [[Fotografie]] angewandt. Im Gegensatz zu wärmeren, erdigen oder braunen Tönen werden hier aber vor allem [[Farbtemperatur|kalte Farben]] wie zum Beispiel blau verwendet, um Tristesse auszudrücken. Bei der Darzustellung Darstellung von Landschaften werden bedrohlich wirkende Himmel mit Hilfe von [[UV-Filter]]n, [[Skylightfilter]]n und [[Polfilter]]n erzeugt. Fotos in Schnee und Regen bringen kalte Fotos, die haben einen sehr geringen geringem Tonwertumfang haben, was trist und langweilig wirkt.
In der [[Schwarzweißfotografie]] werden Orange- oder Rotfilter verwendet, um dramatische und dunkle Himmel zu erzeugen. Dieser Effekt ist mit Digitalkameras und Farbfilmen im Nachhinein nicht simulierbar. Fotos mit starkem [[Weitwinkel]] und wenigen oder keinen Personen gelten als trist, die Motivwahl ist hierbei relativ unwichtig.
[[Karl Lagerfeld]] verwendete bei seinen Fotos von [[Claudia Schiffer]] in [[Amalfi]] 1992 bewusst grobkörnige Filme und Regen, ließ sie nach unten schauen. So entstanden Fotos, die trotz der leicht warmen [[Chamois]]-Tönung trist und bedrohlich wirken.<ref>Klaus Lagerfeld: ''Claudia Schiffer von Karl Lagerfeld.'' Wilhelm Heyne Verlag, München 1995. ISBN 3453097017</ref>
Die [[Sowjetunion|sowjetische]] [[Filmkunst]] ist berühmt für ihre Darstellung von Tristesse. Zum Beispiel So verwendet [[Sergej Eisenstein]] verwendet im zweiten Teil von ''[[Iwan der Schreckliche I (Film)|Iwan der Schreckliche]] '' starke Kontraste und Spotbeleuchtung, um bedrohliche oder langweilige Szenen zu dokumentieren. Auch [[Andrei Arsenjewitsch Tarkowski|Andrei Tarkowski]] ist bekannt für minutenlange Kameraschwenks und [[Plansequenz]]en, die vor allem in seinem Film ''[[Stalker (Film)|Stalker]] '' zum Einsatz kommen. Post[[Apokalypse|apokalyptisch]] anmutende [[Kulisse (Bühne)|Kulisse]]n verfallender Industrielandschaften, in denen die Natur bereits wieder die Oberhand gewinnt, und der gezielte Einsatz von Schwarz-Weiß-Sequenzen schaffen hier eine dichte Atmosphäre voller Tristheit zwischen Traum, Melancholie und Pathos, die durch ihre Tristheit besticht.
Triste Landschaften sind auch im nordischen Film verbreitet. Bei ''[[Nói Albínói]], '' einem [[Island|isländischen]] Film von [[Dagur Kári]], wird die Tristesse eines einsamen Dorfes auf Island beschrieben. Der [[Norwegen|norwegische]] Film ''[[Kitchen Stories]] '' von [[Bent Hamer]] thematisiert die Tristesse des Alltags Alltagstristesse eines einsamen alten Mannes. Der finnische Regisseur [[Aki Kaurismäki]] ist berühmt für seine tristen KompositionnenKompositionen, so dass er als der „''Chef-Melancholiker des europäischen Autorenkinos''“ gilt.<ref>Rainer Gansera: ''Down and Out in Helsinki und Hof, Begegnung mit Aki Kaurismäki.'' In: ''epd Film 12/2006'', Seite 25</ref>
Im US-Film steht Handlung mehr im Vordergrund, ; zwar wirken Filme von [[David Lynch]] ''([[Lost Highway]]) '' oder [[Russ Meyer]] ''([[Die Satansweiber von Tittfield]]) '' bedrohlich und düster, diese Filme sind jedoch so reich an [[Action]], dass sich Tristesse als Emotion nicht einstellt. Dies gilt auch für Endzeitfilmen Endzeitfilme wie ''[[Der Tag danach]] '' oder ''[[Mad Max]], '' die im Gegensatz zu ''Stalker, '' sehr handlungsreich und schnell sind.
=== Architektur ===
[[Bild:Acid tower (aka).jpg|thumb|left|180px|Der Crossener Säureturm]]
: ''Die Modernisme ... fand in privaten und öffentlichen Bauten monumentalen Charakters sowie überschwenglicher Formen und Farben seinen Ausdruck. Er trieb die Handwerkskunst in den Bereichen Keramik, Eisenschmiede und Kunsttischlerei zu neuer Blüte...Blüte…''<ref>Maria Antonietta Crippa und Antoni Gaudí: ''Gaudi. Von der Natur zur Baukunst.'' Taschen Verlag, Köln 2003. Seite 11. ISBN 3822824429</ref>
Dieser Phase folgte eine triste und schmucklose Phase der [[Klassische Moderne|Klassischen Moderne]], in Deutschland als [[Bauhaus]] bekannt.
: ''Infolge der jammervollen Wohnverhältnisse in den Mietkasernen ist es vielfach sogar den besten Eltern nicht möglich, ihre Kinder körperlich, geistig und seelisch zu tüchtigen Menschen zu erziehen. Die Folgen der Tristesse sind Beschränkung der Kinderzahl und Ehelosigkeit.''<ref>Handbibliothek für Bauingenieure, Städtebau, Prof. Dr. Otto Blum, Verlag von Julius Springer 1937, Seite 13</ref>
Triste Gebäude bestehen aus einfachen geometrischen Formen, meist Quadern. Schmuckelemente sind selten oder nicht vorhanden. Für die Umsetzung dieser Bauform haben sich weitgehend Betonfertigteile durchgesetzt, die eine sehr effektive Bauweise darstellen. Ab Mitte der 1980er Jahre war der Trend zu erkennen, Plattenbauten mit Schmuckelementen zu versehen oder die Bauweise weniger deutlich zum Ausdruck zu bringen. Das wird beim Ein typisches Beispiel hierfür ist das [[Nikolaiviertel]] in Berlin-Mitte besonders deutlich.
Durch einfache, aber massenhaft einsetzbare Gestaltungsmittel wurde versucht, den tristen Charakter der Gebäude etwas abwechslungsreicher zu gestalten. So wurde als Außenverkleidung gewaschener Kies oder Fliesen verwendet. Die anfangs rechtwinklige Anordnung der verschiedenen Wohnblöcke schafft bei höheren Häusern Schluchten, die die vorhandene Windgeschwindigkeit teilweise drastisch erhöht. Aus diesem Grund ist es in Neubauvierteln quasi nie windstill und die Geräusche des Windes erzeugen eine anhaltende - wenn auch geringe - [[Lärmemission]]. Diese Windgeräusche machen derartige Wohngegenden zusätzlich unangenehm. Aus diesem Grund wurden ab etwa 1980 Neubaugebiete nicht mehr durchgängig rechtwinklig errichtet.
[[Bild:Berlin schlesische-str-7 bonjour-tristesse 20050224 p1010029.jpg|thumb|right|Wohnhaus „Bonjour Tristesse“ in Berlin-Kreuzberg]]
Ein Beispiel für ein als „trist“ angesehenes Gebäude ist das Wohnhaus „Bonjour Tristesse“ des portugiesischen Architekten [[Álvaro Siza]], das an der [[Schlesische Straße (Berlin)|Schlesischen Straße]] Nr.&nbsp;8 im Berliner Stadtteil [[Berlin-Kreuzberg|Kreuzberg]] steht. Es wurde 1982/83 erbaut und schließt eine Kriegslücke im [[Altbau]]bestand der Straße. Der Entwurf Sizas sah pro Etage eine Ausstattung mit vier großen Wohnungen vor, die durch vier [[Treppenhaus|Treppenhäuser]] erreichbar sein sollten. Außerdem sollten in das [[Erdgeschoss]] verschiedene soziale Einrichtungen integriert werden. Aus Kostengründen wurde der Plan jedoch modifiziert. : Heute bestehen gibt es zwei Treppenhäuser, über die 46 Wohnungen erreichbar sind.
Den Namen bekam das Wohnhaus nicht vom Architekten, sondern durch einen unbekannten [[Graffiti|Sprayer]], der die Worte „''Bonjour Tristesse''“ auf den gut sichtbaren Giebel des Eckhauses sprühte. Diese Worte wurden oftmals als Kritik an der grauen Fassade gedeutet, die innerhalb des abwechslungsreichen Straßenbildes durch eintönige Fenstergestaltungen in immer gleichen Abständen charakterisiert ist. Eine erkennbar abgesetzte Sockelzone oder einen Dachabschluss, wie er in der 90 Jahre älteren, umgebenden Architektur üblich war, gibt es nicht. Die einzige Abwechslung wird durch eine leicht geschwungene Bauform sowie eine hohe [[Attika (Architektur)|Attika]] (zurückragender Mauerbereich über dem obersten Geschoss) erreicht.<ref>Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg): ''Berliner Bezirkslexikon Friedrichshain-Kreuzberg; Stichwort: Wohnhaus Bonjour Tristesse''. Haude&nbsp;&&nbsp;Spencer, Berlin 2003, Seiten 402/403; ISBN 3775904743</ref>
== Weblinks ==
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