Mythen im Artikel

Aus Fahrradmonteur
Zur Navigation springenZur Suche springen

Mythen im Artikel


Obwohl sich der Autor des Artikels sehr gut mit Fahrrädern und Technik auskennt, scheint er beim Thema Bremsen eine eher subjektive Sichtweise zu haben. Das führt dazu, dass in diesem Artikel Mythen enthalten sind, die ich hier richtig stellen will.

Radrennen stellen hohe Anforderungen an Bremskräfte

Im Kapitel Bremswirkung steht der Satz "Die stärksten Bremsleistungen am Fahrrad werden im Radrennen gefordert" und suggeriert damit, dass beim Radrennen auch die höchste Brems"wirkung" gefordert wird. Das ist aber definitiv falsch.

Erst einmal eine Klarstellung: Der Begriff "Bremswirkung" ist schon mal Unsinn, weil eine Wirkung (Kraft x Weg x Zeit) ist. Diese Größe hat beim Bremsen nur beschränkt Aussagekraft. Anhand des Kontextes gehe ich daher davon aus, dass die Bremskraft gemeint ist.

Die Bremsleistung ist aber nicht die Bremskraft. Eine Leistung ist (Kraft x Geschwindigkeit). D.h. ein Radrennsportler, der bei 100 km/h mit der gleichen Kraft bremst, wie ein Alltagsradler bei 20 km/h, hat beim Bremsen die 5-fache Bremsleistung im Vergleich zum Alltagsradler. Dafür kann aber die Bremse gar nichts - das kommt allein durch die Geschwindigkeit. Nur die Bremskraft ist also ein Merkmal der Bremse, die Bremsleistung ist aber ein Merkmal des Bremsvorgangs und z.B. wichtig für die Wärmeentwicklung: 5-fache Bremsleistung bedeutet 5-fache Wärmeentwicklung.

Also: Ein Radsportler erreicht die höchste Bremsleistung, die Aussage stimmt. Folgert aber noch nicht, dass er auch hohe Bremskräfte braucht. Wie sieht es denn damit aus?

Dazu eine kleine Überlegung:
Die maximal mögliche Bremskraft am Fahrrad ist die, bei der das Fahrrad einen Überschlag nach vorne macht. Mehr geht beim besten Willen nicht. Wenn wir jetzt einen Radrennsportler auf seinem ultraleichtem Carbonrad mit einem Reiseradler vergleichen, der 20 kg Gepäck auf seinem Rad mitschleppt - wer wird da wohl schneller den Überschlag machen?

Der Reiseradler hat also viel mehr mögliche Bremskraft als der Rennradler - warum sollte also der Rennradler höhere Bremskräfte als der Reiseradler fordern?

Ok, Ok: Weil sich die Bremse dann leichter bedienen lässt und die Handmuskeln bei langen Rennen geschont werden.

Mal abgesehen von der Devise "Wer bremst verliert.", auch hier eine kleine Überlegung:
Wer braucht die Bremse die mit möglichst wenig Handkraft die maximale Bremskraft erreicht? Der Rennradler, der mit 100 den Berg runter fährt, möglichst selten bremst und bei dem ein Bremsfehler im wahrsten Sinne des Wortes "tödlich" sein kann? Oder der Reiseradler, der auf der Passabfahrt eine Stunde am Bremshebel hängt um seine Geschwindigkeit in Grenzen zu halten und der seine Bremskraft vorsichtig ans Limit dosieren kann?

Also Fazit: Dieser Satz hat in diesem Kontext nichts zu suchen. Wörtlich ist er korrekt, hat aber keinerlei Aussagekraft für die Argumentation im Kapitel. Sinngemäß zum Kontext ist er schlichtweg falsch.

Hoher Anpressdruck bedeutet große Hitze

Im Kapitel Einteilung steht der Satz "... mit sehr hohem Anpreßdruck gebremst werden muß. Dies führt zu großer Hitzeentwicklung ..." um damit zu begründen, warum Nabenbremsen so leicht überhitzen. Das ist falsch.

Wie ich oben schon geschrieben habe, ist für die Wärmeentwicklung die Bremsleistung wichtig und die ist (Kraft x Geschwindigkeit). In einer Bremsnabe muss wegen dem kleineren Hebel eine viel größere Bremskraft aufgebracht werden, als an der Felge. Allerdings ist in der Nabe die Geschwindigkeit auch viel kleiner: Die Felge muss bei jeder Umdrehung ca. 2 m zurücklegen, die Nabe nur ein paar Zentimeter. Beides hebt sich auf.

Fazit: Die Wärmeentwicklung in einer Bremsnabe ist dieselbe wie bei einer Felgenbremse.

Und warum überhitzen die Nabenbremsen dann so leicht? Nur weil die Kühlung schlechter ist!

(Fortsetzung folgt)