Tupolew Tu-95

Die Tupolew Tu-95 (NATO-Codename: „Bear“), ursprüngliche Bezeichnung Tupolew Tu-20, ist ein in der Sowjetunion entwickelter Langstreckenbomber. Die Seeaufklärer-Version zur U-Boot-Bekämpfung der Tu-95 hat die Kennung Tupolew Tu-142. Die zivile Version ist die TU-114
Entwicklung
Benjamin hat geschissn dann kam die tu 95 raus
Einsatz
Mit Tu-95MS-6 sind aktuell das 185. TBAP in Engels und das 182. und 79. TBAP – beide in Ukrainka bei Blagoweschtschensk – ausgerüstet. Die Tu-95MS-6 kann sechs nukleare Ch-55SM im internen Drehgestell tragen. Die Tu-95MS-16 konnte zusätzlich zehn Ch-55SM unter den Tragflächen mitführen, diese Ausführungen wurden später zu Tu-95MS-6 zurückgerüstet, um die Abrüstungsverpflichtungen einzuhalten.
2005 wurde ein Modernisierungsprogramm initiiert, das die Bezeichnung Tu-95MSM trägt. Diese Version kann vier Marschflugkörper Ch-101, eine modernere Ausführung der Ch-55, im internen Drehgestell und vier weitere unter den Tragflächen mitführen. Zur Abwehr haben die Maschinen in der Heckkanzel zwei radargesteuerte 23-mm-Zwillingskanonen GSch-23.
Die 250 gebauten Maschinen erwiesen sich als sehr langlebig und zuverlässig. Einige Versionen erreichten Höchstgeschwindigkeiten bis 930 km/h[1], weshalb die Tu-95/142 einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde als schnellstes propellergetriebenes Flugzeug erhielt. Angeblich verursachen die PTL-Triebwerke der Tu-95 mit ihren Doppelpropellern aus Metall das deutlichste Radarecho der gesamten Luftfahrt.
Nach diplomatischen Verstimmungen im Jahre 2007 flogen Tu-95 zum ersten Mal nach Ende des Kalten Krieges auch wieder Einsätze über das russische Territorium hinaus.
- Eine Tu-95 flog unter anderem von Blagoweschtschensk bis zum US-Luftwaffenstützpunkt Guam im Pazifik.
- Mitte Juli 2007 flogen eine Tu-95MS und zwei Tu-160-Bomber, begleitet von einem Tankflugzeug vom Typ Iljuschin Il-78, im internationalen Luftraum zwischen Norwegen und Großbritannien und wurden dabei von Tornado-Kampfflugzeugen der britischen Royal Air Force und F-16-Kampfflugzeugen der norwegischen Luftwaffe überwacht.[2] Im Verlaufe des Jahres 2007 gab es weitere ähnliche Vorfälle.
- Im Februar 2008 unternahmen vier Tu-95 einen zehnstündigen Langstreckenflug über den Pazifik. Dabei soll nach Darstellung des japanischen Außenministeriums der japanische Luftraum verletzt worden sein, woraufhin 22 japanische Kampfflugzeuge aufstiegen. Die russische Seite dementierte eine Luftraumverletzung.
- Am 9. Februar 2008 überflogen zwei Tu-95 im Pazifik den Flugzeugträger USS Nimitz.[3]
- Am 9. August 2009 flogen zwei Tu-95S über isländischen Luftraum in Richtung Süden. Die NATO wird diesen Vorfall untersuchen.[4]
- Am 30. Juli 2010 flogen zwei Tu-95S über die nördliche Grenze von Kanada, woraufhin zwei kanadische Abfangjäger vom Typ C/F-18 aufstiegen.[5]
- Am 19. Oktober 2010 flogen zwei Tu-95S über der Nordsee und wurden abwechselnd von britischen, dänischen und niederländischen Abfangjägern begleitet.[6]
- In der Nacht vom 19. zum 20. Januar 2011 wurden über der Nordsee zwei Tu-95 zuerst von norwegischen, anschließend abwechselnd von dänischen, niederländischen und britischen Abfangjägern begleitet.[7]
- Am Morgen des 7. Juni 2011 wurden abermals zwei Tu-95 von zwei niederländischen F-16-Kampfjets über nordniederländischen Luftraum begleitet. Außerdem seien die beiden russischen Bomber auch von Jagdflugzeugen aus Großbritannien und Dänemark eskortiert worden.[8]
Als westliches Gegenstück zur Tu-95 kann die Boeing B-52 gelten; trotz unterschiedlicher technischer Auslegung ist sie mit der Tu-95 in Bezug auf Abmessungen, Einsatzspektrum und Bauzeit gut vergleichbar.
Mit entsprechenden Nachrüstungen könnte die Tu-95 noch weitere 30 Jahre im Einsatz bleiben. Einziger Exportkunde der Tu-95 ist (Stand 2008) die indische Marine, die ihre Maschinen in Dabolim stationiert hat.
Versionen
- Tu-95/1 – Prototyp.
- Tu-95/2 – Prototyp.
- Tu-95K – Experimental-Version für den Luftabwurf von MiG-19-SM-20-Flugzeugen.
- Tu-95M-55 – Raketenträgerversion.
- Tu-95N – Experimentalversion für den Luftabwurf von Flugzeugen mit Staustrahltriebwerk.
- Tu-95LaL (Tu-119) – Experimentalflugzeug (Werksnummer 7800408) für den Test von mit Nuklearantrieb ausgerüsteten Flugzeugen. Aufgrund eines ersten entsprechenden Beschlusses des Ministerrats vom 12. August 1955 entwickelt. 1958 begannen die Bodenerprobungen der umgebauten Tu-95 auf dem Militärflugplatz Tschemoljan bei Semipalatinsk und im Juni 1959 wurde erstmals der Reaktor hochgefahren. Die Besatzung wurde durch einen 20 cm dicken schweren Bleischirm geschützt. Der Erstflug unter dem Kommando von Michail Njuchtikow erfolgte Mai 1961. Insgesamt wurden bis zum August 1961 34 Testflüge durchgeführt, wobei die Triebwerke hauptsächlich mit Kerosin betrieben wurden und der Reaktor nur als zusätzlicher Energielieferant für die Triebwerke dienen sollte. Der Prototyp ist heute an der fliegertechnischen Schule der Luftstreitkräfte in Irkutsk ausgestellt. Das Einsatzmuster sollte Tu-119 heißen und in den 1970er Jahren zum Erstflug starten, wozu es allerdings nie kam. Ein ähnliches Konzept kam bei dem Prototyp AN-22PLO zum Einsatz.
- Tu-96 – Prototyp eines interkontinentalen strategischen Bombers für den Flug in großer Höhe, eine hochfliegende Version der Tupolew Tu-95 mit leistungsgesteigerten TW-16-Turboprop-Motoren und neuen größeren Tragflächen. Tests der Flugzeuge wurden mit nicht leistungsgesteigerten TW-12-Motoren zwischen 1955 und 1956 ausgeführt.[9]
- Tu-116 – modifizierte Tu-95 mit Passagierkabine als Notlösung während der Entwicklung der Tu-114. Nur zwei Stück umgebaut.
- Tu-95/Tu-95M – Basisversion des strategischen Bombers und das einzige Modell des Flugzeugs, das mit einer Betankungssonde in der Nase ausgerüstet war. Bekannt als Bear-A.
- Tu-95U – Trainingsversion.
- Tu-95K/Tu-95KD – Version für den Start der Luft-Boden-Rakete Raduga Ch-20. In der die NATO als Bear-B bezeichnet.
- Tu-95KM – Modifizierte und verbesserte Version der Tu-95K, die vor allem bessere Aufklärungssysteme erhielten. In der die NATO als Bear-B bezeichnet.
- Tu-95RTs – Variante der Basisversion für die Marine zur elektronischen Aufklärung. In der NATO als Bear-D bezeichnet.
- Tu-95MR – Variante für die Marine zur Foto-Aufklärung. In der die NATO als Bear-E bezeichnet.
- Tu-95K22 – Umbau der älteren Tu-95-Bomber mit moderner Avionik und für den Einsatz der Raduga-Ch-22-Rakete. In der NATO als Bear-G bezeichnet.
- Tu-142 – Maritime Aufklärungs-/Anti-U-Boot-Version der Tu-95
- Tu-95MS/Tu-95MS6/Tu-95MS16 – völlig neue Trägerversion für Marschflugkörper (z. B. Raduga Ch-55) auf der Grundlage der Tu-142. In der NATO als Bear-H bezeichnet.
- Tu-95U – Trainingsversion auf Basis von umgebauten alten Tu-95. In der NATO als Bear-T bezeichnet.
- Tu-95W (auch: Tu-95-202) – umgebaute Tu-95 (Nr. 302) für den Abwurf der Zar-Bombe[10]
Technische Daten
Kenngröße | Tu-95-1 | Tu-95 | Tu-96 | Tu-95M | Tu-95K | Tu-95PZ | Tu-95MS |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Exemplare | 1 (Prototyp) | ||||||
Erstflug | 1952 | 1955 | 1956 | 1957 | 1958 | 1962 | 1979 |
Triebwerke | 4 × 2TW-2F | 4 × NK-12 | 4 × NK-12M | 4 × NK-12M | 4 × NK-12MB | 4 × NK-12MP | |
Leistung je Triebwerk (PS) | 12.000 | 15.000 | |||||
Spannweite (m) | 49,8 | 50,04 | 51,4 | 50,04 | |||
Länge (m) | 44,35 | 46,17 | 46,2 | 46,17 | 46,9 | 46,13 | |
Höhe (m) | 12,5 | 12,35 | 12,5 | 13,2 | |||
Flügelfläche (m²) | 284,9 | 283,7 | 345,5 | 283,7 | 295 | ||
Abflugmasse (t) | 156 | 172 | 182 t | 185 t | |||
Leermasse (t) | 83,1 | 84,3 | 86 | ||||
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 890 | 882 | 880 | 905 | 860 | 910 | 830 |
Reisegeschwindigkeit (km/h) | 720–750 | ||||||
Gipfelhöhe (m) | 13.500 | 11.900 | 12.400 | 11.900 | 11.600 | 10.300 | 10.500 |
Reichweite (km) | 14.200 | 12.100 | 15.000 | 13.200 | 6900–7000 | 13.500 | 10.500 |
Besatzung | 10 | 8–9 | 8 | 8–9 | 8–9 | 9 | 7 |
Bomben | 12–15 | 12 | 12 | ||||
Raketenbewaffnung | 1 × X-20M | 6 × X-55MS | |||||
Abwehrbewaffnung | 6 × AM-23 | 2 × GScha-23 |
Technische Daten (Tu-95MS)
- Typ: strategischer schwerer Bomber und raketenbestücktes Kampfflugzeug
- Besatzung: sieben Mann
- Antrieb: vier Propellerturbinen Kusnezow NK-12M (MW) mit je 15.000 PS
- Abmessungen:
- Länge: 47,09 m
- Spannweite: 50,05 m
- Höhe: 13,20 m
- Flügelfläche: 295 m²
- Gewicht:
- Leergewicht: 94.400 kg
- max. Startgewicht: 187.700 kg
- max. Treibstoffmasse: 87.000 kg
- Flugleistung:
- Höchstgeschwindigkeit (große Höhe): 830 km/h
- Geschwindigkeit in Bodennähe: 650 km/h
- Marschgeschwindigkeit: 710 km/h
- Reichweite: 10.500 km
- Kampfradius: 6.500 km
- Gipfelhöhe: 12.000 m
- Bewaffnung:
- zwei 23-mm-Kanonen GSch-23 oder GSch-23L im Heck
- 9.000 kg Freifallbomben (normal)
- 20.000 kg (maximal)
- bis zu 25.000 kg (Überladung)
- 48 × FAB-250 (250-kg-Freifallbombe)
- 48 × ZAB-250 (250-kg-Brandbombe)
- 48 × RBK-250-275 (275-kg-Streubombe)
- 16 × FAB-750 (750-kg-Freifallbombe)
- 12 × FAB-1000 (1000-kg-Freifallbombe)
- 2 × FAB-5000 (5000-kg-Freifallbombe)
- 1 × FAB-9000 (9000-kg-Freifallbombe)
- 3-6 nukleare Freifallbomben
- Lenkwaffen:
- 1 Marschflugkörper Kh-20 / AS-3 Kangaroo
- 2–3 Marschflugkörper Kh-22 / AS-4 Kitchen
- 2–3 Marschflugkörper Kh-26 / AS-6 Kingfish
- 12 Marschflugkörper Kh-15 / AS-16 Kickback
- 12–16 Marschflugkörper Kh-55 / AS-15A Kent-A
- 12–16 Marschflugkörper Kh-55SM / AS-15B Kent-B
- 12–16 Marschflugkörper Kh-555 / AS-15C Kent-C
Literatur
- ↑ Ferdinand C. W. Käsmann: Weltrekordflugzeuge Band 1. 2. Auflage 1999, Aviatic Verlag GmbH Oberhaching, S. 106.
- ↑ Britische Kampfjets gehen auf Abfangkurs in der SZ vom 18. Juli 2007
- ↑ stern.de: Russische Bomber über US-Flugzeugträger
- ↑ stern.de: Two Russian bombers fly over Icelandic airspace
- ↑ echo-online.de: Kanadische Jagdflieger fangen russische Bomber ab
- ↑ F16's volgen Russische bommenwerpers. nos.nl, 2010-10-19, abgerufen am 2010-10-20 (niederländisch).
- ↑ F16's onderscheppen Russen boven Noordzee. nos.nl, 2011-01-20, abgerufen am 2011-01-20 (niederländisch).
- ↑ Alarm: Russische „Bären“ in Europas Himmel? RIA Novosti, 2011-06-08, abgerufen am 2011-06-08 (deutsch).
- ↑ Tu-96 bei globalsecurity.org
- ↑ Rainer Göpfert: „Maria“ und „Tatjana“ – Die Erprobung von Atomwaffen durch die Luftstreitkräfte der UdSSR. In: Flieger Revue Extra Nr. 36, PPVMedien, Bergkirchen 2012, ISSN 2194-2641. S. 18
- Awiazija i Wremija 5/96
Weblinks
- Commons: Tupolew Tu-95 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Fotogalerie
- Tu-20 / Tu-95
- Moskaus Bomber aus dem Altenheim auf www.spiegel.de
- Tupolew Tu-95 Bear mit mehr als 60.000 PS (Video)
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