Pedalvélocipèd 1865 - 1880

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Pedalvélocipèd 1865 - 1880


Erste deutsche VelozipedenFabrik in Stuttgart; Allgemeine Illustrirte Zeitung, September 1868

Erstmalig traute man sich, die Füße auf Dauer vom Boden zu nehmen und das Fahrzeug über am Vorderrad befestigte Tretkurbeln zu betätigen. Einen deutschen Namen gab es bis 1885 nicht, die Entwicklung der Technik wurde maßgebend von Frankreich, später von England bestimmt. Aus diesem Grund sind noch heute viele maße am Fahrrad in Zoll angegeben, teilweise sind es Mischungen aus Zoll und metrischen Angaben.

Die Engländer übernahmen das französische Wort bicycle unübersetzt als Fremdwort in ihrem Sprachgebrauch. Die ersten Fahrräder erreichten Gewichte von bis zu 75 kg, waren Vollstahlkonstruktionen. Aufgrund der mittlerweile stark gestiegenen Akzeptanz in der Bevölkerung wurde die Technik schnell weiterentwickelt, Velociped-fahren wurde um 1870 zur Modeerscheinung in Paris, London und New York. In Deutschland bekam man von all dem erst Jahrzehnte später etwas mit. Die Franzosen waren in ihre Maschinen vernarrt und veranstalteten erste Sportveranstaltungen, am 8. Dez. 1867 fand das erste Radrennen der Welt in Paris statt. Etwa 100 Teilnehmer starteten auf den Champs-Elysées und fuhren etwa 23 km bis zum Schloß von Versaille. Das zweite Rennen fand am 24. Mai 1868 am Pré Catalan im Bois du Boulongne statt.

Das wichtigste Rennen aus Sicht der Entwicklung der Fahrradtechnik war das dritte Rennen überhaupt. Am 31. Mai 1868 gewann beim Rennen im Parc de Saint Cloud, einem westlichen Vorort von Paris, der Engländer James Moore auf einem Michaux-Veloziped, welches in den Folgejahren im Massenmarkt sehr beliebt wurde. Später benutzte er ein Suriray-Veloziped, dies war die beste verfügbare Technik der damaligen Zeit. Diese Fahrräder hatten modernste Komponenten wie Kugellager, Vollgummireifen auf Metallfelgen, Freilauf, ein 1.150 mm großes Vorderrad und ein halb so großes Hinterrad. Mit diesem Fahrrad gewann er auch das erste Langstreckenrennen der Welt, Paris-Rouen über 122 km am 7. Nov. 1869.

Durch den Ausbruch des deutsch-französischen Krieges 1870 wurde die Weiterentwicklung erstmal etwas gestoppt. Es gab erste Ideen, die Velozipede im Krieg einzusetzen, praktisch einsetzbar waren Fahrräder erst einige Jahrzehnte später. Während in England und den USA die Entwicklung der Hochräder vorangetrieben wurden, entwickelten die Franzosen noch etwa 10 Jahre ihre Velocipede weiter. Bei Radrennen wurde sogar die Regel eingeführt, daß die Vorderräder den Durchmesser von 1.000 mm nicht überschreiten dürfen.

Wichtige Radsportereignisse konzentrierten sich auf Frankreich (Herren) bzw. Frankreich und Belgien (Frauen). Frauenrennen waren damals sehr beliebt. Die ersten Jahre wurden von der Amerikanerin "Miss America" Turner und einer Miss Olga aus Moskau dominiert, bei den Rennen waren schon Tausende Zuschauer anwesend. Die genannte Russin war trotz ihrer jungen Jahre (sie war 1869 noch nicht 20) sehr erfolgreich und gewann auch Männerrennen.