Kettenschaltung einstellen

Aus Fahrradmonteur
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Die hier beschriebene Methode ist nicht die einzige. Tests in der Ausbildung von Zweiradmonteuren haben aber gezeigt, daß ein blindes Abarbeiten der hier beschriebenen Schritte immer zum Erfolg führt. Nur wenn man etwas ausläßt, kann es unter Umständen nicht klappen.

Im Beispiel verwendete Technik:

Kettenschaltung am Reiserad
  • Schaltwerk: Campagnolo C-Rekord Long Cage '91
  • Schaltgriffe: Campagnolo Bullet Drehgriff '92
  • Umwerfer: Campagnolo Chroche d'Aune 3-fach '92
  • Rahmen: Spezialanfertigung ATB mit Mannesmann- Oria Rohren
  • Ausfallenden: Campagnolo (modifiziert)
  • Kette: Rohloff SLT-99
  • Naben: Campagnolo C-Rekord 36-Loch '92
  • Schraubkranz: Regina America Silber '91
  • Kettenblätter: Campagnolo C-Rekord Duraluminium
  • Bowdenzüge: Shimano 2mm (nicht mehr lieferbar)

Kette prüfen

Rohloff-caliber.png

Auch wenn eine Schaltungskette noch voll funktionstüchtig ist, paßt sie ab einer bestimmten Verschleißgröße nicht mehr genau mit den Zahnkränzen überein. Während der Nutzung der Antriebseinheit "Kette - Zahnräder" längt sich die Kette mit der Dauer und der Qualität der Beanspruchung durch den Fahrer.

Wird die Kette jetzt nicht gegen eine neue ausgetauscht, weitet die alte Kette mit ihren Rollen auch die Kettenblätter und Ritzel aus, das heißt, die Flanken der Zahnräder werden geweitet. Während der Anfangsverschleiß die Kette allein betrifft und diese ein relativ billiges Teil ist, wird im späteren Verlauf die gesamte Antrtiebseinheit unbrauchbar und eine Repoaraturn entsprechend teuer.

Wenn nun eine neue Kette aufgezogen wird, paßt diese nicht mehr zu den ausgekehlten Zahnrädern/Ritzeln und springt unter Belastung über die Zähne der Kettenblätter bzw. Zahnkränze. Je nach Beanspruchung sollten Schaltungsketten nach 1500 km bis 2500 km Nutzungsdauer ausgetauscht werden. Die meisten Hersteller empfehlen einen Kettenwechsel, wenn die Längung der Kette je nach Kettenart 0,75 oder 1 % überschreitet. Dementsprechend wird mit Kettenmeßlehren überprüft, ob die Längung im Toleranzbereich 0,75 % (für Leichtmetallkassetten) oder 1 % (für Stahlkassetten) Längung liegt.

Die Rohloff SLT-99 ist die einzige Kette auf dem Markt, die deutlich längere Lebenszeiten erreicht, über 10.000 km bei Kettenschaltung oder 30.000 km bei Nabenschaltung sind keine Seltenheit, wenn man diese Kette pfleglich behandelt und nicht über Kreuz schaltet.

Methode 1 (manuell)
Auf das größte Kettenblatt schalten und die Kette nach vorn ziehen. Wenn man nun von der Seite fast die Zahnspitze sieht, ist die Kette längst hinüber! Ein bißchen Erfahrung braucht man schon für diese Methode, man erkennt verschlissene Ketten eigentlich erst, wenn es schon zu spät ist.
Methode 2 (Rohloff Caliber)
Der Caliber wird mit der entsprechend gekennzeichneten Seite (Aluminium oder Stahl) auf die Kette gelegt. Wenn die Meßlehre eintaucht, ist die Kette verschlissen. Zwischenwerte sind dabei problemlos erkennbar.
Methode 3 (Schiebelehre)
hier wird die Länge einer bestimmtenn Anzahl Zähne gemessen und mit Normwerten verglichen. Diese Methode ist fehleranfällig und sollte nur als Notlösung benutzt werdenb.
Methode 4 (optische Prüfung)
mit sehr geübtem Auge ist eine optische Prüfung auf Verschleiß möglich. Dabei werden neben der Kette auch Kettenblatt und Zahnkränze begutachtet und eingeschätzt. Die meisten Menschen erkennen Verschleiß so aber erst, wenn bereits alles Schrott ist.

Vorarbeiten

Achsbefestigung

Schnellspanner festziehen

Das Hinterrad muß fest sitzen und darf kein Spiel in der Achse aufweisen, sonst ist jede Einstellerei sinnlos.
Also Schnellspanner oder Muttern festziehen bzw. prüfen, ein bestehendes Spiel in den Kronen muss korrigiert werden.
Bei der Gelegenheit sollte auch die Parallelität der hinteren Ausfallenden geprüft werden - sowie der Zustand des Schaltauges. Ist dieses verbogen, kann man vorsichtig versuchen, es zu richten - aber nicht mit der angebauten Schaltung!

Zum Richten der Ausfallenden gibt es Spezialwerkzeug, Improvisation hilft hier nicht viel. Als Notlösung kann man ein komplettes Vorderrad in das Schaltauge einschrauben und es so richten, ganz genau ist diese Methode nicht.

Schaltwerkbefestigung

Schaltwerk festziehen

Das Schaltwerk muss fest am Schaltauge des Rahmens befestigt sein; bei wechselbaren Schaltaugen ist die Augenbefestigung ebenfalls zu prüfen

Schaltzug kontrollieren

Schaltzug kontrollieren

der Schaltungszug ist zu kontrollieren:

  • ist eine Endkappe vorhanden? (zur Not tut es auch ein Speichennippel)
  • ist der Zug unversehrt? Auch den oberen Bereich am Lenker sowie in Tretlagernähe kontrollieren - 'aufgesplissene' Züge klemmen, die Schaltung kann nicht funktionieren
  • Außenhülle des Zuges kontrollieren. Wenn aufgeriebene Stellen, Knicke usw. vorhanden sind, ersetzen!
  • Leichtgängigkeit des Zuges testen

Ziehen Sie einmal kräftig an jedem Innenzug! Risse innerhalb des Außenzuges versagen nun, außerdem setzen sich neu verlegte Züge in die Endkappen.


Klemmschraube kontrollieren

Klemmschraube kontrollieren

Der Zug ist an der Klemmschraube zu kontrollieren. Hier liegt manchmal schon die Ursache für das Fehlverhalten der Schaltung.
Im Sitz der Klemmschraube ist ein ausgefräster Sitz (eine Nut). Wenn der Zug nicht exakt dort zu liegen kommt, schalten nur 2-3 Gänge sauber, da der Hub je Rasterindex verändert wird.

Andererseits hat man an dieser Stelle die Möglichkeit, nicht zueinander passende Schaltwerk/Schaltgriffkombinationen durch Ausprobieren anzupassen indem man den Zug nicht exakt in die Nut einlegt.

Feineinstellschrauben

Feineinstellschrauben

Die Feinstellschrauben an Schaltung und Schaltgriff sind zurückzudrehen:

  • am Schaltwerk in eine etwa mittlere Position, so dass ein Verstellen nach rechts und links möglich ist
  • am Schaltgriff festziehen und ca. 2-3 Umdrehungen lösen

Endanschlagschrauben

Endanschlagschrauben

Bei Schaltstellung auf einem mittleren Kranz ist zu prüfen, ob sich die Endanschlagschrauben in beide Richtungen drehen lassen.
Diese sollten nicht zu leichtgängig sein, um ein selbstständiges Verstellen zu verhindern. Idealerweise sichert man diese Schrauben mit einer speziellen Feder sowie einem Tropfen Schraubensicherung.

Einstellung des Schaltwerkes

Kettenstellung

vorn hinten
mittleres oder kleines Kettenblatt kleinster Kranz
Übersicht

Bei einigen wenigen Schaltungen (z. B. ESP-Schaltwerke der Fa. SRAM) ist die Anordnung der Einstellschrauben genau andersherum.
Bei einigen Firmen sind die Einstellschrauben bezeichnet:

  • H (high)
  • L (low)

High bzw. low bezieht sich auf die Geschwindigkeit. Bei hoher Geschwindigkeit (high speed) verwendet man den kleinsten Zahnkranz, folglich wird mit der durch "H" gekennzeichneten Schraube das Limit beim kleinsten Zahnkranz eingestellt. Bei den Kettenblättern vorn verhält es sich genau andersherum, da bei "high speed" das größte Kettenblatt verwendet wird, regelt die "H"-Schraube die Begrenzung beim größten Kettenblatt. Man sollte sich jedoch nicht allein auf diese Kennzeichnung verlassen, denn manchmal ist sie nicht korrekt.

Grobeinstellung

Grobeinstellung

Der Bowdenzug wird stramm gehalten und wieder mit der Klemmschraube befestigt.

Drehen Sie die Kurbel und stellen Sie mit der Einstellschraube an der Schaltung den Bowdenzug so ein, dass nichts mehr 'rasselt'. Nun einen Gang tiefer schalten. Die Kette muss gutwillig den höheren Kranz erklettern, hier ebenfalls noch mal leicht korrigieren - dabei immer die Kurbel drehen. Das Zurückschalten ist ebenfalls zu prüfen! Lässt sich nur eines von Beiden korrekt einstellen, gibt es folgende mögliche Ursachen:

  • schwergängiger Bowdenzug (verrostet, geknickt, angerissen, zu enger Radius verlegt...)
  • müde Rückholfeder der Schaltung (nicht reparabel, Schaltwerk muss komplett getauscht werden)
  • falsch eingeklemmter Bowdenzug (siehe oben)
  • falsche Kombination Schalter - Schaltwerk - Kranz (wenn nur eine Komponente nicht passt, funktioniert das ganze System nicht)
  • verdreckte Kette (steife Glieder)
  • Kette und/oder Kranzpaket verschlissen

Nun wird auf den größten Kranz geschaltet.
Jetzt mit der unteren Schraube (bei SRAM wieder vertauscht) einstellen, wie weit das Schaltwerk nach innen schwenken kann. Dazu müssen Sie schauen, dass der Käfig genau in der Flucht unter dem größten Kranz steht. Diese Arbeit sollten Sie mit Sorgfalt ausführen, da sonst leicht die Kette in die Speichen kommen kann.

Oberes Schaltungsrädchen

oberes Schaltungsrädchen

Bei einigen großen Kränzen (ab etwa 30 Zähnen) besteht die Möglichkeit, dass das obere Schaltungsrädchen zu dicht an den Kranz gerät. Es sollte immer ein Abstand von mind. 1½ Kettengliedern sein - maximal jedoch 2½ Glieder.
Wird dieser Abstand größer, erfolgt der Gangwechsel unwillig, da sich die auch seitlich bewegliche Schaltungskette zu weit abbiegen kann. Ist der Abstand zu klein, kann es bei kräftigen Wiegetritten infolge von leichten Rahmenverwindungen zu ungewollten Gangwechseln kommen.

Einstellung Rädchenabstand

Einstellung Rädchenabstand

Die Einstellung dieses Abstandes des Schaltungsrädchens vom Kranz erfolgt bei leicht gelöstem Schaltwerk an der versteckt hinter dem Schaltwerk liegenden Einstellschraube, die auf das Schaltungsauge drückt.
Ein häufig anzutreffender Fehler ist die Montage der Schaltung unter Missachtung dieser Schraube. Laien befestigen die Schaltung, ziehen sie mit Gewalt fest und verbiegen dabei die Einstellschraube UND das Ausfallende mit dem Schaltauge. Da die Schaltung mit dieser Methode nicht gerade montiert werden kann, wird dann meist mit Gewalt daran herumgebogen.
Hier ist viel Fingerspitzengefühl nötig, alles wieder geradezurichten - im Extremfall ist der Rahmen Schrott.

Feineinstellung

Feineinstellung

Die Feineinstellung des Schaltwerkes erfolgt mit der Einstellschraube am Ende des Bowdenzuges. Hierbei ist in Schritten zu schalten - und je nach Vorliegen von leichten Schaltfehlern die Einstellschraube vorsichtig zu drehen.

Falls notwendig, lässt sich die Schaltung auch während des Fahrens an der Einstellschraube am Schaltgriff einstellen.

Parallelogramm

Parallelogramm

Das Schaltwerk bewegt sich etwa im Winkel der Zahnkränze und stellt so sicher, dass immer etwa der gleiche Abstand zwischen oberem Schaltungsrädchen und Kranz existiert. Wenn der Winkel der Schaltung (üblich sind ca. 25°) zu sehr vom Winkel des Zahnkranzpaketes abweicht, kommt es zu unsauberem Schalten. Die Geometrie sogenannter Long-cage-Schaltungen ist anders als die der reinen Rennradschaltungen.

Eine Ausnahme sind die seit einigen Jahren üblichen Rennräder mit vorn 3 Kettenblättern - aber hinten fein abgestuften Zahnkranzpaketen. Dafür sind spezielle Schaltwerke mit mittellangem Käfig erhältlich. Die 3 Systeme sind untereinander nicht oder nur bedingt kompatibel.

Umwerfer einstellen

Großes Kettenblatt

großes Kettenblatt

Zunächst müssen Sie den Umwerfer auf seine richtige Position überprüfen. Damit Sie sein gesamtes Leistungspensum ausnützen können, müssen Sie sich zunächst versichern, dass das äußere Leitblech im oberen Bereich einen Abstand von ein bis zwei Millimetern zu den Zahnspitzen des großen Kettenblattes hat. Außerdem muss der Umwerfer exakt parallel zu den Kettenblättern stehen. Am besten können Sie dies mit einem Blick von oben überprüfen. Nicht selten kann schon dieser geringe Zeitaufwand eine wesentliche Verbesserung der Funktion dieser Komponente mit sich bringen.
Der Umwerfer muss wirklich nur wenige Millimeter über dem größten Kettenblatt eingestellt werden! Hier wird oft zu großzügig eingestellt - und dann schaltet der Umwerfer unwillig.

Einstellschrauben

Einstellschrauben

Für den nächsten Arbeitsgang muss die Kette vorne aufs kleinste, hinten aufs größte Ritzel gebracht werden und der Schaltzug vom Umwerfer gelöst werden. Nun stellen Sie mit der äußeren Schraube den Abstand des inneren Leitbleches zur Kette so ein, dass die Kette gerade noch berührungsfrei am Blech vorbeiläuft. Bevor Sie den Zug jetzt wieder anklemmen, überprüfen Sie, ob sich die Einstellschraube am Schalthebel in beide Richtungen drehen lässt. Jetzt schalten Sie auf das große Kettenblatt (vorne) um mit der inneren Schraube den äußeren Anschlag des Umwerfers einzustellen. Auch außen muss die Kette am Leitblech, ohne es zu berühren, vorbeilaufen. Zum Schluss können Sie mit Hilfe der Einstellschraube am Schalthebel die Feineinstellung vornehmen.

Umwerfer parallel stellen

Umwerfer parallel stellen

Nachdem Sie auf das mittlere Kettenblatt (vorne) geschaltet haben, sollte die Kette in allen Gängen, die auf dem mittleren Blatt gefahren werden, reibungslos an den Leitblechen vorbeilaufen. Dies ist auf Grund der extremen Schräglage der Kette bei 8-Fach- und 9-Fach-Schaltwerken oft nicht zu verwirklichen.

Mit der Spannschraube am Schalthebel können Sie nun die Zugspannung so einstellen, dass die Kette entweder am kleinsten oder am größten Ritzel reibungsfrei vorbeiläuft.

Grobeinstellung

Grobeinstellung

Schalten Sie mehrmals - auch sehr schnell - Umwerfer und Schaltwerk von der kleinsten in die größte Stellung und umgekehrt.
Verwenden Sie auch die Kombinationen, die man aufgrund der zu großen Kettenschräglage vermeiden soll: Groß-Groß und Klein-Klein. Fast immer ist es möglich, diese zu schalten - auch wenn man es beim Fahren unterlassen sollte.

Feineinstellung

Feineinstellung

Ziehen Sie noch einmal kräftig an jedem Bowdenzug (entlang des Rahmens). Dadurch wird gewährleistet, dass sich bei neu montierten Zügen die Hüllen erst später setzen. Auch bereits montierte Züge können sich leicht setzen.

Nach einem abschließenden Test wird sich herausstellen, ob alles gut läuft. Falls dies nicht der Fall ist, können Sie mit der Einstellschraube am Schaltwerk noch Feineinstellungen vornehmen. Tasten Sie sich mit Viertelumdrehungen an die richtige Einstellung heran.

Weblinks