Fälschung

Aus Fahrradmonteur
Zur Navigation springenZur Suche springen

Fälschung

Der Skizze entsprechender Nachbau
Foto: Gadfium 2006
Lizenz: gemeinfrei

Das Fahrrad wurde aufgrund der von da Vinci abweichenden Zeichnungsart schnell nicht ihm sondern seinem Schüler und Haupterben Francesco Melzi (* 1491/92; † 1570) zugeschrieben. Beispielsweise übernahm der Spiegel 1974 diese These.[1] Das Fahrrad ist häufig nachgebaut worden.

Der die Zeichnung enthaltende Codex wurde bereits in den 60er Jahren vom Kunsthistoriker und Experten für Manuskripte von da Vinci Carlo Pedretti durchgesehen, dabei wurde von ihm aber nichts von einer Zeichnung eines Fahrrades erwähnt. Vielmehr wurde später bekannt, daß er 1961 diese Blätter gegen Licht hielt und nur leichte Spuren von Kreisen in Feder oder Tinte vermutete.

Im Rahmen der Internationalen Fahrradgeschichtekonferenz an der Glasgow School of Art 1997 wies der Da-Vinci-Forscher Hans-Erhard Lessing diesen Sachverhalt nach[2] und nahm an, daß eine von Leonardo gezeichnete Brunneneimerkette die Fälschung inspiriert habe.[3]

So sah das „Original“ aus, wahrscheinlich von Salaj um 1510 angefertigt

Pryor Dodge, der Autor des Buches „Faszination Fahrrad: Geschichte - Technik - Entwicklung“, kommt zu dem Schluß, daß die Zeichnung (bzw. nur ein kleiner Teil davon) vermutlich von Gian Giacomo Caprotti (genannt Salaj) stammt, ebenfalls einem Schüler von da Vinci, geb. 1493. Er bezeichnet die Skizze des Fahrrades als Hoax. Lediglich die beiden Kreise waren Bestandteil des Codex Atlanticus auf der Rückseite des Blattes 133.[4] Es ist auch möglich, daß diese Skizze von einem Gehilfen da Vincis stammt, der auf Salaj eifersüchtig war.[5]

Die Ergänzungen zu einem Fahrrad wurden dann in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts von Unbekannten angefertigt. Es gilt heute als gesichert, daß die Fälschung zwischen 1967 undf 1974 hergestellt wurde.

Ein letzter Beweis ist das Material des Stiftes. Das angebliche Fahrrad von Leonardo da Vinci wurde mit einem Bleistift mit einer Mine aus Graphit angefertigt. Diese Bleistifte wurden jedoch erst 1558 in Keswick in England erfunden.



  1. Nur selten kehre ich zurück. In: Der Spiegel vom 14. Oktober 1974, Ausgabe 42/1974.
  2. Hans-Erhard Lessing: The Leonardo da Vinci Bicycle Hoax. In: Cycle Publishing, 1997.
  3. Falsches Fahrrad in der Pinakothek. In: Der Spiegel vom 21. September 2002, Ausgabe 39/2002.
  4. Pryor Dodge: The Leonardo da Vinci Bicycle Hoax
  5. Giovanni dall'Orto: Leonardo da Vinci In: Robert Aldrich and Gary Wotherspoon: Who's who in gay and lesbian history, London, Routledge, 2002 (2.ed.), S.313f. vgl. [1]