Womit fettet man den Fahrradsattel?

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Womit fettet man den Fahrradsattel?

über 60 Jahre alter Sattel von Brooks mit deutlichen Gebrauchsspuren; aufgefrischt mit Ballistol und danach Brooks Proofide

Eins vorweg: In diesem Abschnitt geht es ausschließlich um Fahrradsattel aus Echtleder. Alle anderen Materialien brauchen keine regelmäßige Pflege bzw. dort wäre eine Pflege überflüssig. Es geht also um Brooks, Lepper & Co. sowie um die fast schon wieder aus der Mode gekommenen Plastesattel mit Lederbezug.

Hier werden alle Methoden genannt, die irgendwie sinnvoll in Frage kommen oder bei denen ich vermute, daß jemand auf die Idee kommt, das Mittel zu benutzen.

Brooks Proofide
Brooks Lederfett Proofide
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Das ist wirklich erste Wahl, Nichts dran auszusetzen. Anfangs riecht es sogar noch frisch nach Orange (?), später läßt das nach. Der frisch gefettete Sattel färbt meist etwas, man sollte dann also nicht die besten Hosen anhaben. Nach dem Trocknen läßt sich der Sattel blankpolieren wie Schuhe, also mit Bürste oder Lappen. Er wird dann schön blank und fast wasserfest. Wie bei allen Pflegemaßnahmen wird der Effekt verstärkt, wenn man anfangs mit einem Sattelbezug fährt und so das Pflegemittel in den Sattel einarbeitet.

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Lederfett, handelsüblich
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Fast so gut wie das von Brooks, dafür ist es wesentlich billiger. Mein subjektiver Eindruck ist, daß es nicht so schnell einzieht und sich der sattel nicht ganz so blank polieren läßt wie beim Brooks Proofite.

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Schuhchreme
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Doch! Es funktioniert! Es ist nur eine ziemliche Schweinerei, wenn man keine farblose Schuhchreme nimmt. Der Sattel wird sogar wasserfester als beim Brooks Proofide, es hält aber nicht so lange vor.

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Ballistol
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Kann man nehmen, aber nur sehr vorsichtig. Nimmt man zu viel Ballistol, verseift das Leder, es wird schmierig und rutschig und das gibt sich nie mehr so richtig. Gut geeignet ist Ballistol für das Fetten von unten, aber bitte nicht jedes Jahr! Für die Satteldecke bitte nur im Notfall verwenden bzw. nur sehr sparsam.

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Lederpflegetücher
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Diese Tücher funktionieren erstaunlich gut, auch wenn sie nicht gerade billig sind. Besonders effektiv ist es, wenn man nach dem Einreiben des Sattels einen dichten Sattelüberzug benutzt und das Tuch dazwischen läßt. Eigentlich reibt man damit Gürtel, Handtaschen usw. ein, entsprechend gering sind die Mengen an schützendem Material, was eingebracht wird.

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Flüssige Lederpflege
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Diese Flüssigpflege ist gut geeignet, zieht schnell ein und schützt auch etwas gegen Feuchtigkeit, allerdings nicht so gut wie Lederfett. Eigentlich ist das wie die Tücher für "edle" Ledererzeugnisse wie Handtaschen gedacht, diese werden ja dem Regen nicht so extrem ausgesetzt wie manche Fahrräder. Wenn der Sattel nur selten mal naß wird, kann das ausreichen. Diese Pflegelösung fettet nicht nach, man hat keine Spuren auf der Hose

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Kettenfließfett
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Kettenfett ist nun wirklich nicht dazu gedacht, mit der Hose in Berührung zu kommen. Man wird als radfahrer eigentlich immer darauf achten, daß genau dies nicht passiert. Aber als Pflegemittel für den sattel ist es trotzdem geeignet. Schließlich hat man am sattel normalerweise nicht den schwarzen Metallabrieb, der den Kettendreck so eklig macht. da Fließfett sehr klebrig und schmierig ist, muß man sehr lange Trockenzeiten einplanen und gut nachpolieren. Aber es funktioniert. In der Praxis wird man das aber wohl doch eher nur für die Unterseite nehmen wollen...

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Butter, Margarine, Speiseöl
Prinzipiell ist die Verwendung von Ölen und Fetten möglich, die wir normalerweise zur Ernährung benutzen. Wie beim Ballistol sollte man allerdings nicht zu verschwenderisch damit umgehen. Technisch gesehen ist das also machbar. Ich rate jedoch trotzdem davon ab, wenn es mehr als nur mal zwischendurch ein ganz klein wenig ist. Diese natürlichen Öle und Fette werden irgendwann "ranzig" und riechen dann entsprechend, im schlimmsten Fall stinkt das ganze Fahrrad. Und es ist ungleich schwieriger und auch teurer, diesen Gestank loszuwerden, als sich einmal ordentliches Sattelfett zu kaufen.

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WD-40
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Es könnte ja sein, daß das jemand nehmen will. Es ist aber keine gute Idee. WD-40 basiert auf Petroleum und das entfettet den Sattel eher als daß es pflegt. Das bißchen Schmierstoff, was der Hersteller im WD-40 versteckt hat, kommt nicht zur Wirkung. WD-40 hat nichts auf dem Fahrradsattel zu suchen.

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Amway Schuhspray
Als Lack für Schuhe ist das hervorragend und es gibt bisher auch keinen Ersatz dafür, seit es vom Markt genommen wurde. Dem Fahrradsattel hilft es allerdings nur, wenn es sich um ein Museumsrad handelt. Der Sattel glänzt wie eine Speckschwarte und ist auch einigermaßen wasserfest, allerdings ist das wirklich nur oberflächlich. Man reibt diesen Lack sehr schnell wieder herunter, das ist rausgeschmissenens Geld. Für Schuhe ist es aber wirklich gut, wenns nur um die Optik geht.
Imprägnierspray
Das Zeug macht zwar wasserdicht, es pflegt jedoch nicht. Als alleiniges Mittel ist es ungeeignet, macht auch die Satteldecke rissig. Man kann den gut gefetteten und abgeriebenen Sattel zusätzlich impräglieren, ob das wirklich etwas bringt, wage ich zu bezweifeln. Im direkten Vergleich habe ich jedenfalls keine Unterschiede bemerkt.

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