Felgentypen

Aus Fahrradmonteur
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Felgentypen


Wulstreifenfelgen

Dieser Typ wird auch Hakenfelge genannt. Der Wulst des Mantels enthält entgegen anderslautender Gerüchte keinen Draht, Wulstreifen umschließen wie Schlauchreifen den Schlauch vollkommen[1]. Wulstreifenfelgen besitzen ausgeprägte, nach innen ins Maul zeigende Auswölbungen, die Haken genannt werden. Gegen diese Kante drückt der Schlauch den Mantel. Der Mantel wird durch seine Form in der Felge gehalten. Dieser Typ läßt keine hohen Reifendrücke zu, da die Wulst bei zu hohem Druck vom Haken rutscht und ist nur noch wenig verbreitet. Die Ersatzteillieferung ist mittlerweile sehr schwierig, das meiste, was als Wulstreifen angeboten wird, sind einfach nur dicke Drahtreifen. Man kann Wulstreifen jedoch oft mit Drahtreifen ersetzen. Wulstreifen weisen weit höhere Fertigungstoleranzen als Drahtreifen auf. Der haken, den die Wulstreifen brauchten, ist bei den meisten heute gebräuchlichen Drahtreifenfelgen ebenfalls noch vorhanden.

Drahtreifenfelgen

Verschiedene Drahtreifenfelgen, v. l. n. r.:
• billiges Modell, nur seitliche Kammern
• seitliche Kammern und Hohlkammer, jedoch keine Nippeltöpfe
• Stahlfelge, einziges Modell ohne die Haken der Drahtreifen
• wie Modell ganz links, mit Nippeltöpfen
• stabilste Version: Hohlkammer und doppelt befestigten Nippeltöpfen
• Hohlkammer mit seitlichen Kammern aber nur einfachen Nippeltöpfen

Sie sind immer Tiefbettfelgen (dazu später mehr) und als Nachfolger der Wulstreifenfelgen heutiger Standard beim Fahrrad. Durch geringere Fertigungstoleranzen war es ab den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts möglich, Drahtreifenfelgen herzustellen. Im Gegensatz zu Wulstreifen brauchen sie immer ausreichend Luft, um den Mantel auf der Felge zu halten. Nahezu alle heutigen Drahtreifen besitzen noch den Haken, der ursprünglich für die Wulstreifen erfunden wurde. Strenggenommen benötigen Drahtreifen diesen nicht mehr. Aber es hat sich herausgestellt, daß dieser bei der Montage durch Laien dazu führt, daß die Reifen meist auf der Felge bleiben, was ohne Haken nur gegeben ist, wenn man sorgfältig arbeitet. So ist dieses Relikt verblieben. Die Bezeichnung "Hakenfelge" ist jedoch vom Wulstreifen, für den Drahtreifen ist das falsch.

Faltreifen 23-622
Faltreifen
sind eine Sonderform der Drahtreifen. Die Drähte sind hier flexibel ausgelegt, wodurch sich der Mantel gefaltet transportieren läßt. Konstruktiv besteht kein Unterschied, es werden die selben Felgen benötigt. Als Vorteil der faltreifen wird gern ihr geringeres Gewicht genannt, dies ist jedoch nicht zutreffend. Es gibt durchaus nicht faltbare Reifen gleicher Dimension, die leichter als faltbare sind.
Ballonreifen
ist ein Marketingbegriff für Reifen ab einer Dicke ab etwa 1,75 Zoll. Es sind ebenfalls die gleichen Felgen vorhanden. Erst bei sehr dicken Reifen ist dann auf eine ausreichende Maulbreite der Felge zu achten.

Drahtreifenfelgen haben zwei mögliche Bohrungen für Ventile:

  • 6,5 mm Bohrloch für 6 mm Sclaverandventile
  • 8,5 mm Bohrloch für 8 mm Dunlop- oder Autoventile

Schlauchreifenfelgen

aufgeklebter Schlauchreifen

Bei diesen Lösungen wird der Reifen mit Kitt auf der Felge verklebt. Der Schlauch ist in den Reifen eingenäht. Der Luftdruck in Schlauchreifen ist wesentlich höher als in allen anderen Reifenarten am Fahrrad, deshalb sind derartige Felgen immer mit einer Bohrung für Sclaverandventile versehen. Andere Ventilarten können max. 7 Bar aufnehmen, Schlauchreifenfelgen sind für bis zu 15 Bar zugelassen.

Exoten

Seit Ende der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts werden Felgen angeboten, die die Verwendung von schlauchlosen Reifen ermöglichen. Schon Dunlop hatte 1886 ein Patent für ähnliche, schlauchlose Bereifung. Die Bauweise ist der der Wulstreifen sehr ähnlich und teilweise sind die Felgen und Bereifung sogar kompatibel, was aber eher ein Zufall sein dürfte. Das Felgenbett ist hier mit einer in Nuten eingelegten Gummidichtung abgedeckt. Schlauchlose Bereifung hat sich beim Fahrrad jedoch nicht durchgesetzt.

Ebenso erfolglos sind Vollgummireifen, die alle paar Jahrzehnte immer wieder neu erfunden werden und manchmal auch eigene Felgen erfordern, manchmal jedoch auf normalen Wulst- oder Drahtreifenfelgen montiert werden können.



  1. Der Fahrrad Mechaniker, 4. Auflage 1950, Seite 72, Abb. 106