Diva vor der Kamera

Aus Fahrradmonteur
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viele haben Angst vor Fotomontagen
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Workshop Porträtfotografie 2013

1. - 2. März 2013 in Wien
Zur Vorbereitung der Landtagsprojekte in Österreich

Dieser Vortrag wurde bereits mehrmals vor unterschiedlichem Publikum gehalten.

  • 11. Fotoworkshop Nürnberg - 13. Okt. 2012
  • Photographers Meetup Hongkong - 9. August 2013
  • Landtag Mecklenburg-Vorpommern 12/2013
  • Wikipedians in European Parliament - 3. Februar 2014
  • Wikimania Mexico D. F. (Juli 2015)
Wikimedia Österreich

Dies soll eine Anleitung sein, die es ermöglicht, sich bei Porträtfotos mit der Studioblitzanlage beruhigt dem eigentlichen Foto zu widmen und auch bei schwierigen "Models" noch brauchbare Fotos zu produzieren. Logischerweise können hier keine "Problemfälle" an Beispielen demonstriert werden, solche werden ja nicht veröffentlicht.

Als (Negativ)beispiele werden ausschließlich eigene Fotos verwendet.

Die Diva kann dabei ganz unterschiedlich aussehen. Manchmal ist es einfach eine gewisse Fotoscheuheit. Andere wieder sind mit Bildern von sich nie zufrieden und meinen, das klappt ja doch nie, das haben ja schon "so viele" versucht. Oder das Haar sitzt gerade nicht richtig, die falsche Bluse dabei, der falsche Schlips zur Jacke... Oder der Spruch: "Ich muß mich hier fotografieren lassen". Alles unschöne Fälle aber sie sind lösbar.

Und am schlimmsten sind Fotografen beiderlei Geschlechts. Das ist eine furchtbare Menschengattung vor der Kamera.


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Bedienungsanleitung(en)


  1. Lies dir die Bedienungsanleitung deiner Kamera durch! Bis jetzt meintest du, das ist nicht nötig, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen.
  2. Lade die Akkus! Hast du erst gestern gemacht? Egal, lade die Akkus! Nimm Stromfresser wie GPS ab, schalte die Kamera immer aus, wenn du sie nicht brauchst.
  3. Mache die Speicherkarten leer. Alle! Sie sind leer? Schau noch mal nach und formatiere sie! Stecke einen sehr großen Stick oder eine Festplatte ein. Verleihe jetzt auf keinen Fall deine Speicherkarten. Wenn nötig, gib die Kamera weg aber nicht die Karten. Du blickst sonst nicht mehr durch, von wem welches Bild ist.
  4. Du solltest deine Kamera beherrschen. Es reicht nicht aus, zu wissen, wo sie an und aus geht, wie man Motivprogramme einstellt. Von jedem Hebel, Schalter usw. solltest du mindestens wissen, was er ungefähr bewirkt. Ein nicht funktionierender Autofocus kann bei Nikon 5 Gründe haben.... Vielleicht auch mehr...
  5. Wenn du die Bedienungsanleitung gerade durchgesehen hast, weißt du im Problemfall schnell, wo eine Lösung stehen kann. Also noch mal durchblättern!
  6. ...

Lies die Bedienungsanleitung deiner Kamera, mache die Speicherkarten leer und lade die Akkus.




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Einstellungen an der Kamera


  1. Manueller Modus - alles Andere erfordert extrem viel Erfahrung und wird mit ziemlicher Sicherheit scheitern. Alle Automatikprogramme sind mit Blitzanlagen überfordert, lediglich spezielle teure Blitzgeräte von Metz können mit Studioblitzen umgehen und sind schnell genug, Kameras rechtzeitig mit den Daten zu füttern. Die Blende nie voll aufreißen, auch bei extrem guten Objektiven. Man möchte schließlich auch das Ohr noch scharf bekommen, wenn das Auge scharf ist.
  2. Dateiformate - immer RAW und volle Qualität JPG, selbst wenn man das nur für ein einziges Bild benötigt.
  3. Weißabgleich - auch wenn RAW nachträgliche Korrekturen erlaubt: nur mit ordentlichem Weißabgleich kann man Fotos auf dem Monitor gut einschätzen. Keine fotografierte Person findet sich gut getroffen, wenn die Haut schweinchenrosa ist, da kann das Bild noch so gut sein
  1. Schwarzweiß? - wenn die Kamera das anbietet, sollte man JPG in S/W speichern, die RAW sind ja in Farbe. So erübrigt sich jede Diskussion mit dem Dargestellten über "ungünstige Farben"
  2. Tiefenschärfe - sie muß etwa 30 cm betragen, damit ist ein frontal fotografierter Kopf durchgehend scharf, auch wenn der Fokus auf Nase oder Ohr liegt. Viel mehr ist weder erforderlich noch günstig, weniger schafft jedoch unscharfe Bereiche. Diese sollten nur in Ausnahmefällen und sehr gezielt produziert werden, dazu sind sehr lange Brennweiten erforderlich. Als optimale Blende wähle irgendwas um 4 bis 5,6 bei 1,4er Objektiven, bei lichtschwächeren entsprechend kleinere Öffnungen. Offenblende 5,6 geht gerade noch, die Beugungsunschärfe erlaubt dann maximal 11 bis 16
  1. Brennweite - nicht unter 50 mm Äquivalent, keine Weitwinkel! Festbrennweiten mit großer Offenblende sind Zoomobjektiven vorzuziehen. Nimm dein bestes Objektiv! Ein relativ billiges 1,8/50 ist viel besser als ein Suppenhuhn 5,6/18-250
  2. Belichtungszeit - je nach Blitzanlage und Kamera sind hier Zeiten zwischen 1/30 und 1/1000 möglich. Aber nur theoretisch. Beschränke dich auf 1/60 oder 1/125, in Ausnahmen geht auch 1/250. Nicht jede Kamera unterstützt kurze Synchronzeiten, man möchte aber bei Kamerawechsel nicht alles neu berechnen.
  3. Testaufnahmen - sind unbedingt erforderlich, die Kontrolle am Kamerabildschirm reicht niemals aus! An einem kalibrierten Laptop testen, dazu brauchst du zwischen 1 und 60 Minuten.
  4. Filter - jegliche Filter vom Objektiv nehmen, sie schlucken Licht, brechen merklich oder beeinflussen sonst irgendwie das Foto. Im Studio sind die Kameras keinen Gefahren ausgesetzt, die einen Schutzfilter verlangen, ab damit!

Als ganz grobe Anhaltswerte zur Blitz- und Kameraeinstellung:

• 2 Blitzköpfe von schräg vorn mit Diffuser, einer leicht von oben, einer aus 1,75 m Höhe

• beide Blitze etwa 3-4 m vom Objekt entfernt
• bevorzugt Objektiv mit Offenblende 2,8
• Blende 8 oder 11
• 1/125 Sek.
• Blitzleistung 50 - 75%
• max. mögliche Brennweite; formatfüllend im Hochformat fotografieren

Lies die Bedienungsanleitung deiner Kamera, mache die Speicherkarten leer und lade die Akkus.




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Einstellungen am Fotografen


Ziehe dich bequem, aber gediegen an, grobe Richtung wie zum "casual friday". Achte auf deine äußere Erscheinung, in der Umgebung, in der du nun tätig bist, tut man das. Anzüge mit Krawatte, womöglich noch mit der Gefahr, teurer als der vom Fotoopfer, dürften allerdings genauso unpassend für den aktiven Fotografen mit der Kamera in der Hand wirken wie das Outfit für den Wandertag. Ausnahme: Events mit Kleidervorschriften (Abendkleidung etc.). Bei warmem Wetter an das Hemd zum Wechseln denken, Fotografieren ist durchaus anstrengende Arbeit, und man kommt den Leuten sehr nahe, da ist es äußerst unangenehm (und u. U. peinlich), verschwitzt rumzulaufen.

Krawatten stören beim Fotografieren immens, Kopfbedeckungen ebenfalls. Mit einer Krawatte kann man nicht nur Kaffeetassen umreißen, die Kamera verfängt sich auch gerne darin und wenn man sie dann nur in einer Hand hält, fliegt sie schneller runter als man gucken kann. Das passiert häufiger als man annehmen sollte, deshalb laßt Krawatten zu Hause.

Helm? erinfach umdrehen.

Alle Kopfbedeckungen, die auch nur ein bißchen nach vorn überstehen, stoßen garantiert an die Kamera. Braucht man einen Arbeitsschutzhelm, so kann man den verkehrt herum aufsetzen. das wird zwar nicht gerne gesehen, ist aber besser als eine Beule am Kopf. Und ähnlich wie der Schirm von Helm oder Mütze ist es mit allzu aufwendig gestalteten Haaren bei den Damen. Hochgesteckte Haare, womöglich noch mit überdimensionalen Stricknadeln garniert sind ungeeignet. Diese Stricknadeln spielen ungefragt und unbemerkt gerne an Schaltern und Knöpfen der Kamera, das ist nicht gut. Man muß in die Hocke gehen, sich vorn überbeugen, schnell eine Position wechseln. Da ist schicke Abendgarderobe ungeeignet. Am besten eignet sich schlichte Kleidung, wie Jeans und ein passender Pullover oder T-Shirt. Deine Kleidung sollte dezent und zurückhaltend wirken, damit nicht du, sondern das Model im Mittelpunkt steht. Optimal sind Farbtöne wie schwarz, grau, braun oder auch Pastelltöne.

man kommt sich näher ... hier im Europaparlament, Fotograf und Abgeordnete Silvana Koch-Mehrin

Wenn die Arbeit gerade etwas Flaute hat, zieh dich um! Die Räumlichkeiten dafür sind überall vorhanden, du mußt nur vorbereitet sein. Plane am Abend vorher keine ausgedehnten Feierlichkeiten, du mußt fit sein. Denke an Wechselsachen, an Deo usw. Wenn du dem Fotografierten die Bilder zeigst, bist du meist auf Hautkontakt.

Suche dir bequeme Schuhe! Im ungünstigsten Fall bist du 12 Stunden auf den Beinen. Da sind hochhackige Schuhe der Damen (vorsichtig ausgedrückt) nicht optimal.

Suche deine Ersatzbrille und stecke sie ein.

Lies die Bedienungsanleitung deiner Kamera, mache die Speicherkarten leer und lade die Akkus.




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Während der Aufnahme


Lies die Bedienungsanleitung deiner Kamera, mache die Speicherkarten leer und lade die Akkus.

Waaaas? das hast du gestern nicht mehr geschafft? Bitte um die Nachmittagsschicht und hole es nach!

Schau dir die Personen genau an. Wie sitzt die Kleidung? Schlips schief? Brille schief oder beschmutzt usw. Die Leute sehen das nicht immer selbst im Spiegel. Mach einige "Testbilder", dabei sind sie noch locker, weil du die ja sowieso nicht verwenden wirst. Zum Schluß kommt manchmal raus, daß das die besten Bilder waren.

  1. Nicht an der Kamera herumfummeln, das machen nur ahnungslose Laien ;)
  2. Ruhig sein und bleiben, egal was passiert. Du bist Profi, du bist souverän (etwa nicht? weiß doch keiner!).
  3. Selbst wenn das "Opfer" Ministerpräsident ist: beim Fotografen ist es jeder Mensch gewohnt, dirigiert zu werden. Sag ihm, was er zu tun hat, er wartet drauf (sie auch)
  4. Du darfst Makel benennen, selbst wenn das sonst NIEMAND darf! Gerade sensible Frauen erwarten das förmlich. Sag es aber bitte leise.
  5. "Die ersten Aufnahmen testen nur das Licht, das wird sowieso Ausschuß" - weil dabei jeder noch entspannt ist, werden das oft die besten Aufnahmen, mache das, auch wenn das Licht bereits perfekt ist
  6. Objektivcodes schaut man sich vorher an, nicht wenn die Bilder alle mißlungen sind.




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Präsentation der Bilder


  1. Auf 25 oder 33%, eventuell noch stärker herunterrechnen (nur für die Präsentation), volle Auflösung ergibt sogar beim Kinderpopo unangenehme Falten und Pickel.
  2. Farben und Kontraste reduzieren, Tonwerte automatisch korrigieren, Grauschleier beseitigen. Zu bunte Bilder wirken bei Porträts fast immer schlecht
  3. Alle Bilder horizontal spiegeln, da sich der fotografierte Mensch nur aus dem Spiegel kennt. Nur sehr wenige Profimodels können seitenrichtige Bilder von sich selbst richtig einschätzten
  4. Bei offensichtlich schlechten Bildern selbst sagen, daß das Mist ist; diese Bilder nicht vorher aussortieren! Zumindest einige Schrottbilder solltest du behalten, um zu zeigen, daß du selbstkritisch sein kannst.
  5. unscharfe Fotos weg, das ist schlecht ausgeführtes Handwerk. Das kann niemand gebrauchen, stört nur den Ablauf.
  6. Das Model ist NIEMALS schuld an schlechten Bildern ;) Alles ist Schuld des Fotografen. Das schafft Vertrauen. Jede andersartige Aussage bringt nur Verdruß und keine Erfolge, das Model würde wegrennen.
  7. Wenn es nicht weitergeht, solltest du die Location wechseln. Auf Automatik schalten, wenn die Blitzanlage weg ist! Auslöser behalten, für die Zeit ist die Anlage deine, falls du schnell zurück mußt.
  8. Suche einen anderen Hintergrund, der sollte etwa 2-5 Meter weg sein, noch erkennbar aber unscharf. Eventuell einen der Blitze einfach nur um 180° drehen.
  9. Raus auf den Hof oder Balkon, improvisieren und dabei sicher wirken! Keine Angst vor Grünzeug im Hintergrund (nicht nur, wenn es die Parteifarbe ist), evtl. besser als geometrisch strenges Mauerwerk oder spiegelnde Scheiben)
  10. Dem Model muß man manchmal schmeicheln, manchmal genau das Gegenteil. Manch einer möchte ein stilles Örtchen und beim fotografiert Werden unbeobachtet sein, andere wollen im Mittelpunkt stehen. Also entweder runter in den Park und unbeobachtet ruhige Bilder machen oder als anderes Extrem in der Abgeordnetenkantine knipsen.
  11. Der Fotografierte ist der Star! Selbst wenn niemand zusieht, solltest du einzelne, wenige Bilder lautstark loben - allerdings nicht dein Foto sondern den Ausdruck im Gesicht.
  12. Man hat sehr selten einen Kameraprofi vor sich (Abgeordnete mit langer Karriere, Schauspieler usw.), da kann man jegliche Regeln vergessen und fragt als Fotograf, was gemacht werden soll. Das kann so weit gehen, daß das Model an der Kamera herumdreht oder die Intensität der Blitze einstellt. Einfach ruhig bleiben, niemand ist vollkommen. Man lernt nie aus.
  13. Immer RAW aufnehmen. Die JPG dienen nur der Vorschau auf der Kamera. Da diese winzigen Bildschirme oft ungehemmt bunt daherkommen, ist es ungemein praktisch, die JPG in Schwarzweiß zu machen und später wegzuschmeißen. RAW hat ja die Farben.
  14. Das Wichtigste zuletzt: Laß dir jede Zeit der Welt, Hektik zerstört jegliche Bemühungen.




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