Mit dem Birdy nach Mexico

Aus Fahrradmonteur
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kostenlose Reparaturmöglichkeiten alle paar 100 Meter in Mexicos Hauptstadt...



Birdy als Gepäck


Sattel mit Sattelstütze raus und das Rad ist echt klein, so einfach gehts im Flugzeug nicht...
Birdy erwachsen..
..und mal schnell zusammengeklappt

7. Januar: Der Flug ist gebucht. Im Juli gehts nach Mexico. 12 Tage, davon bin ich 2 Tage unterwegs.

Soll ich das wirklich machen? Ist ja eigentlich Quatsch, in Mexico gibt es auch Fahrräder, die man sich ausleihen kann. Andererseits: wozu habe ich mein Birdy denn? Gepäck habe ich für die paar Tage sowieso nicht viel. Ich bin hin- und hergerissen. Der Koffer von Riese & Müller ist mir zu sperrig und auffällig, also schaue ich mich mal um, was es sonst noch so gibt.

Bevor es konkret wird, habe ich das Rad also erstmal vermessen:

Zusammengefaltet mißt das Birdy:
  • komplett und fahrbereit: (80 × 67 × 35) cm
  • Sattelstütze demontiert: (73 x 63 x 34) cm
  • Halterung Lenkertasche ab: (73 x 63 x 32) cm

Es gibt bei Flügen einige Beschränkungen, also versuche ich, herauszubekommen, was für mich gilt. Auf den Flugtickets finde ich nur lapidar "2 Gepäckstücke", das hilft nicht sehr viel weiter. Der Flug geht von Berlin-Tegel über Paris nach Mexico-City. Der europäische Flug erfolgt mit Air France, der nach Amerika mit Aeromexico. Also schaue ich mich dort um und finde die Aussagen:

  • fluggesellschaft.de: 23 kg Freigepäck, 10 kg Handgepäck; Aeromexico ist vergleichsweise sehr großzügig mit den Gepäckabmessungen. Es kommt immer auf die Buchungsklasse (nicht Service-Klasse!) und auf die Strecke an, die gebucht wurde (steht im Ticket). Für Economy Passagiere können da auch schonmal 25kg Freigepäck möglich sein. - Das hört sich ja gut an, sagt aber nichts über mein Problem aus.
  • fairliners.com wird da schon konkreter: 23 Kilo Freigepäck und 65$ für ein Fahrrad. Nunja, ich möchte zwar ein Fahrrad transportieren aber ein gefaltetes. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig als bei der Fluggesellschaft zu schauen.
  • aeromexico.com schreibt, daß bei Transatlantikflügen in der "Coach Class" seit dem 1. April 2014 nur noch 1 Gepäckstück mit 23 kg zugelassen ist. VCon Fahrrädern steht da nichts, maximale Maße ebenfalls nicht.

Das ist unbefriedigend und zu unsicher.

Also schauen wir mal. Dieser Flug ist Air France, operated by Aeromexico. Air France ist ja auch eher kein Billiganbieter, also schaue ich doch da mal nach und die haben sogar eine deutsche Homepage :-) Und siehe an, ich werde fündig:

  • airfrance.de: ...kostenlos ein zweites Gepäckstück (maximal 23 kg und 158 cm) aufgeben: ...

Das ist ja schonmal was. Allerdings wird der Koffer mit Sicherheit größer als 158 cm sein, das nackte Birdy mißt 73 + 63 + 32 = 168 cm.

  • airfrance.de - Sportgepäck sagt aus, daß Fahrräder befördert werden können, wenn sie spätestens 48 h vor Abflug angemeldet werden, das ist doch schon mal was!

Ich lese dort: Ihr Fahrrad, Faltrad oder Tandem ist nicht Teil der Freigepäckmenge. Am Flughafen fällt je nach Flugstrecke eine Pauschalgebühr* an. - also wende ich mich an den Kundendienst und frage nach:

Farm-Fresh comment.png
Ich möchte von Berlin über Paris nach Mexico und zurück ein Faltrad mitnehmen. Es paßt in einen Koffer 85 x 56 x 34 cm. Ist das als Fahrrad anzumelden oder normales Gepäck? Dieser Koffer ist mein einziges Gepäckstück.

Die Antwort kam nur wenige Stunden später:

Farm-Fresh comment.png
Da das Faltrad in den Koffer passt und auch den Maßen entspricht, muss dieses nicht weiter angemeldet werden. Es soll auch nicht schwerer als 23kg sein. Das Fahrrad darf keinen Akku oder keine Batterien haben.

Wow! Das macht Mut! Der Koffer ist zwar mit 175 cm zu groß, aber wenn mir Air France schreibt, daß das den Maßen entspricht ... Diese Mail drucke ich mir aus und nehme ich mit.


es wurde doch kein Koffer...

Also als nächstes die Wahl des Koffers. Ich habe da einen auf Amazon entdeckt: Extragroßer Reisekoffer Termo Young Upright. Das Fahrrad müßte reinpassen. Diese Seite hier ist noch nirgendwo verlinkt aber ich bekam nun schon Anfragen, wie ich das Ganze realisiere und dabei zwei weitere Kofferempfehlungen: Samsonite Koffer AERIS SPINNER und Extragroßer Reisekoffer Bright Lite 2.0. Da sind also 3 mögliche Varianten, die zu untersuchen wären.

Allerdings erwiesen sich die wenigen Koffer, die groß genug sind, als erheblich zu "labberig", so daß ich darauf verzichtet habe und den Birdy-Rucksack benutzt habe. Im Nachhinein habe ich zwar einige Fehler gemacht aber man kann so mit dem Faltrad reisen.

  • Dicke Polsterung mit Luftpolsterfole allein reicht nicht, man muß dabei planmäßig vorgehen. Beulen oder Dergleichen sind eher keine Probleme sondern Überlastungen und Verbiegen der Gesamtkonstruktion
  • Alles mit Kabelbindern und/oder Klebeband sichern, auch wenn das Rad in einer Tasche oder im Rucksack steckt
  • Material und Werkzeug einstecken: Messer oder Zange zum Beseitigen von Kabelbindern, Pedalschlüssel soweit erforderlich
  • Luft in den Riefen lassen - entgegen weit verbreiteter Gerüchte platzen Fahrradreifen nicht in Flugzeugen. Das war vielleicht mal in Flugzeugen ohne Druckkammer und mit den empfindlichen Bereifungen der 70er Jahre oder früher so, heute ist das kein Thema mehr.



Überraschungen am Flugplatz


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Schlimmstenfalls stehe ich am Gate und das Fahrrad wird nicht mitgenommen. Ich besinne mich auf den Sommer 2013 und den Flug nach Hongkong: Bei der Zwischenlandung in Abu Dhabi wurde mir mitgeteilt, daß der Anschlußflug nach Hongkong überbucht sei und ich erstmal auf die Seychellen fliegen muß. Grund war, daß der Flug durch Air Seychelles durchgeführt wurde. Ich habe mich damals nicht verrückt machen lassen und mir in den 16 Stunden Aufenthalt erstmal die Stadt angesehen.

Der Flug nach Hongkong war "eigentlich" bei Etihad Airways gebucht, also der staatlichen Luftfahrtgesellschaft des Emirats Abu Dhabi bzw. der Vereinigten Arabischen Emirate. Etihad ist eine der luxuriösesten Fluggesellschaften. Als ich nun aus der Stadt zurückkam, fand ich nebenstehenden Schalter zum Einchecken der Passagiere der ersten Klasse. Frech bin ich hingegangen und habe genau das Dokument herausgesucht, auf dem auch Etihad Airways stand. Die netten Herren haben sich bemüht und ich konnte meinen Flug wie gewünscht fortsetzen. Nicht daß ich was dagegen gehabt hätte, auch mal die Seychellen zu sehen aber wer weiß, wie das geendet wäre...

Die etwas unförmige Tasche erhielt eine Sonderbehandlung, so ist das Birdy heil angekommen
Oft werden Flüge von großen Fluggesellschaften koordiniert und von kleineren dann durchgeführt. Achte darauf, daß du Papiere hast, auf denen die "große" Fluggesellschaft abgedruckt ist. Das kann im Problemfall hilfreich sein.

Im Fall des Fluges nach Mexico benutze ich also immer Air France ;) auch wenn ich im Flugzeug von Aeromexico sitze. Da ich früh am Morgen um 4:00 Uhr ankam, war auch die Gepäckausgabe schnell erledigt. Die Gepäckträger am Flugplatz, die mit Sackkarren umherlaufen, sind "kostenlos" und hilfsbereit, außerdem ortserfahren. Sie erwarten ein Trinkgeld, 20-50 Pesos (1-2 Euro) sind angemessen. Sie werden auch von Einheimischen angenommen. Wer unsicher ist, sollte einen dieser Dienstleister ansprechen. Es empfiehlt sich, diese Gepäckträger bei Ein- und Ausreise in Anspruch zu nehmen. Sie kennen die seriösen und billigeren Taxis bei Ankunft, bei der Abreise kann sich die Warteprozedur erheblich verkürzen, wenn sie sich bei den verantwortlichen Leuten im Abreisebereich nach der richtigen Warteschlange erkundigen. Selbst mit gutem Spanisch bekommt man das als Ausländer nicht so gut hin wie diese Leute, die das täglich machen. Der Flugplatz ist riesig und wenn man die 1-3 Euro sparen will, kann das bedeuten, daß man 1-2 Stunden umherirrt.




Fahrradverkehr


Fahrradkorso Sonntags in der Innenstadt

Die Stadt ist eine verkehrstechnische Katastrophe, wenn man europäische Maßstäbe ansetzt. Aber der Verkehr funktioniert in Mexico D. F. nur anders. So sind im engen Dschungel der vielen Autos, Busse und Pick-Ups auch sehr viele Fahrräder unterwegs. Dabei sieht man noch mehr Lastenfahrräder als z. B. in den Niederlanden, in Mexiko sind sie wirklich für den Transport gedacht und befördern dabei auch sehr große Lasten.

Jeden Sonntag wird die Innenstadt für den Autoverkehr gesperrt und für Fahrräder freigegeben. Diese autofreien Sonntage werden regelmäßig gerne angenommen und oft von ganzen Familien genutzt, entspannt die ganze Innenstadt zu durchradeln. Alle paar hundert Meter existieren Stationen, bei denen man sich kleinere Reparaturen kostenlos ausführen lassen kann.

Fahrradspuren sind noch selten, werden aber ausgebaut. Es gibt sehr wenige Verleihstationen ("Ecobici") für Fahrräder und bei diesen sollte man spanisch sprechen, sonst klappt es kaum. Fahrradgeschäfte sind sehr selten. Man sollte die wichtigsten Ersatzteile von zu Hause mitbringen. So gibt es beispielsweise in der Stadt angeblich keine Bereifung fürs Birdy.

Man ist als Radfahrer kein Exot, es ist eher eine Möglichkeit, nicht aufzufallen.



Fotosicherung


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Mexico ist nun nicht unbedingt unsicheres Pflaster. Aber ich teste mal, was passiert, wenn ich meine Fotos nach Hause schicke. Es gibt Geschichten aus aller Welt, daß Post gestohlen wird, um die Briefmarken zu verhökern. Ich nehme für jeden Tag in der Ferne eine SD-Karte mit, speichere die jeweiligen Bilder darauf und schicke sie nach Hause. Auf den Briefumschlägen wird Datum, laufende Nummer und der Einwurfort festgehalten. Mal sehen, wieviele Briefe ankommen...

Es wäre natürlich grob fahrlässig, die Fotos allein auf diesen Karten zu speichern, das ist nur ein Experiment. Ich werde je eine externe Festplatte im aufgegebenen und im Handgepäck haben, außerdem einen USB-Stick mit 64 GB, auf den zumindest die JPG passen werden.

Speicherkartenbox-N3S 8243.jpg

Als weitere Sicherungsmaßnahme werde ich immer zwei der Aufbewahrungsboxen für Speicherkarten benutzen. In der ersten (oben) sind leere, frisch formatierte 8 GB- Karten, die vollen bewahre ich in der zweiten Box auf.

Die CF-Karten sind ungleich robuster, eine davon werde ich im Brustbeutel beim Reisepaß haben.

Das Sicherste wird die Sicherung auf der heimischen NAS sein, ob ich das allerdings immer machen kann, ist völlig unklar.



Kamerasicherung


Immer wieder die Frage: Was nehme ich mit? Vieles spricht dafür, die Spiegelreflexkamera mit Suppenhuhn zu benutzen aber die mieserable Qualität des Objektivs hält mich davon ab. Also Nikkor 2,8/24-70 als Standardzoom. Weitwinkel braucht man immer mal wieder, also auch den Weitwinkelzoom. Nur das schwere und große Tele 2,8/70-200? Auch wenn das Ding wirklich sperrig ist, ich werde es mitnehmen. Da habe ich dann also eine fette Kamera, bei der jeder Dieb oder Räuber aufmerksam wird. Für eher unsichere Gegenden packe ich also noch die nette kleine Fujifilm X-M1 ein, mit Kitobjektiv. Dank des APS-C-Chips sind die Fotos durchaus gut zu nennen. Wann und wo ich dann welche Technik einsetze, werde ich vor Ort entscheiden.

Ich bezweifle, daß es viel Sinn hat, die Kameras häßlich aussehen zu lassen, man ist da auch eher eingeschränkt, verglichen mit einem Fahrrad.



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